Zuwanderung als Herausforderung für das Zusammenleben

Herne. Vielfalt gilt manchen als Bedrohung für das Zusammenleben, andere sehen Vielfalt als Bereicherung ihres Alltags. Sie wissen, dass wir angewiesen sind auf Zuwanderung, dass unsere Geburtenrate sinkt.

Beim interreligiösen Dialogabend im April in der Volkshochschule Herne lag der Fokus für dieses aktuelle Thema auf dem Beitrag der Religionsgemeinschaften zu einem Heimatgefühl der Menschen. Anschaulich berichtete Yunus Ulusoy, Referent beim Zentrum für Türkeistudien in Essen, wie er als Kind vor Jahren mit seiner Mutter aus einer ländlichen Gegend der Türkei zuwanderte. Das war ein Wechsel der Welten“, sagte er. „Alles, was wir vorfanden, war unbekannt; alles, was wir selbst konnten und wussten – hier war es nichts wert.“ Seine Mutter, die zu Hause den Alltag für die Familie gekonnt regelte, war in der Großstadt Herne plötzlich unsicher und hilflos. Muslimische Teilnehmerinnen und Teilnehmer schienen zu wissen, wovon die Rede war. „Bis heute irritieren diskriminierende Erfahrungen das Gefühl einer Zugehörigkeit bei vielen Migranten“, war zu hören.

Und der Beitrag der Religionsgemeinschaften? „Wohltätigkeit, Almosen und Gastfreundschaft sind für Gläubige hier wie dort eine Selbstverständlichkeit“, sagte Pfarrerin i.R. Katharina Henke, Islambeauftragte des Kirchenkreises Herne. „Alle Menschen gelten als Geschöpfe des Einen, der Himmel und Erde gemacht hat, als Gottes Ebenbild, wie die Bibel weiß.“

Dr. Michael Rosenkranz von der jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen erinnerte an das biblische Gebot der Fremdenliebe, das im 3. Buch Mose unmittelbar auf das Gebot der Nächstenliebe folgt “Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland Ich bin der Herr euer Gott“ (Levitikus 19,33 ff). „Es ist dieses Gebot, das Christen veranlasst, sich für Flüchtlinge und Zugewanderte zu engagieren – sei es durch Kirchenasyl, Flüchtlingsberatung oder Begleitung von Familien und Einzelreisenden“, so Henke. Die Theologin wies hin auf die Anlaufstelle für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit beim EWZ. „Martina Wisnewski ist im Eine Welt Zentrum des Kirchenkreises Herne unter Telefon (02323) 994 97 21 oder per E-Mail (martina.wisnewski@ekvw.de) erreichbar. Sie ermöglicht den wichtigen Austausch von Erfahrungen und die Klärung vieler Fragen, die sich in Begegnungen mit Flüchtlingen ergeben.“

Der Dialogabend fand am letzten Abend des Fastenmonats Ramadan statt. So ließ Henke zum Zeitpunkt des Fastenbrechens Datteln verteilen. Eine aufmerksame Geste, die das Verbunden-Sein unterstrich. Am 25. Juni folgt eine Exkursion nach Recklinghausen in den Garten der Religionen. Hierzu ist eine Anmeldung bei der VHS erforderlich unter Telefon (02323) 16 16 43. KH

Martina Wisnewski koordiniert im Eine Welt Zentrum des Kirchenkreises Herne, die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit. FOTO: EWZ