#Nachgefragt - Am 18. Februar ist die Kirchenwahl. In vielen Gemeinden der westfälischen Landeskirche haben sich Ehrenamtliche um das Leitungsamt im Presbyterium beworben. Einige haben uns erzählt, was sie bewegt, sich an dieser Stelle in ihrer Kirche zu engagieren. Der erste ist Ulrich Stückemann. Der 62-jährige Ingenieur hat gerade sein aktives Berufsleben beendet und ist bereits seit 20 Jahren Presbyter – bis 2022 in der Emmaus-Kirchengemeinde Börnig, danach in der vereinigten Kirchengemeinde Haranni.
Unsere Kirche: Herr Stückemann, Sie engagieren sich seit vielen Jahren im Presbyterium. Was motiviert Sie, Zeit und Energie in ein kirchliches Leitungsamt zu investieren?
Ulrich Stückemann: Im christlichen Glauben finde ich Wertevorstellungen, die mich sehr prägen und die für mein Leben von großer Bedeutung sind. Die Zuwendung Gottes zu den Menschen ist für mich wie ein Leuchtturm im Leben. Richtungsweisend. Dafür bin ich dankbar. Diese Erfahrung möchte ich mit anderen teilen.
Glaube und Gemeinschaft gehören für mich zusammen. In unserer Kirchengemeinde Haranni bieten wir für junge und alte Menschen Angebote der Begegnungen. Das alles muss überlegt und vorbereitet werden. Dazu braucht es Menschen, die sich einbringen und Verantwortung übernehmen. Das gehört zu den Aufgaben und Zuständigkeiten, die durch Wahrnehmung kirchlicher Leitung, also in der Gemeinde vor Ort dem Presbyterium obliegen.
In der Gemeinde- als auch in der Kirchenkreisleitung ringen wir um gute Lösungen. Da bringen sich alle mit dem ein, was sie aus dem privaten und beruflichen Umfeld an Erfahrungen und Kompetenzen mitbringen. Unser gemeindliches Angebot geht ja weit über die Verkündigung von Gottes Wort hinaus. Unser christlicher Glaube wird sichtbar – ganz konkret in diakonischem Handeln wie z.B. dem wöchentlichen Mittagstisch für Bedürftige, der Arbeit mit Jugendlichen oder der Kaffeerunde am Sonntag im Gemeindehaus für ältere Menschen. Für all die vielen Aufgaben finden sich immer wieder Menschen, die sich gerne einbringen und in den Dienst stellen. Ich bin einer von ihnen.
UK: Was sind Ihre inhaltlichen Schwerpunkte?
Stückemann: Im Presbyterium der Kirchengemeinde Haranni bin ich Teil eines kleinen Teams von Pfarrer*innen und Ehrenamtlichen im geschäftsführenden Ausschuss, der quasi das Tagesgeschäft der Gemeinde, also die anstehenden Themen und Tagesordnungspunkte für die Entscheidung im Presbyterium vorbereitet. Eine ähnliche Aufgabe habe ich als Mitglied im Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Herne. Hier wird gemeindeübergreifend der gesamte Kirchenkreis in den Blick genommen. Die Bereitstellung und Koordinierung finanzieller sowie personeller Ressourcen steht dabei im Vordergrund.
Besonders am Herzen liegen mir dabei konzeptionelle Themen wie z.B. die Fragen zur Zukunft bzw. der Zukunftsfähigkeit von Kirche. Was macht Kirche eigentlich aus? Was ist das Wesen und der Auftrag von Kirche in der Welt und vor Ort? Was ist in dieser Zeit gerade „dran“? Das sind angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen und Finanzmittel drängende Fragen. Konkrete Ziele und Maßnahmen sind wichtig. Die zu entwickeln, ist Aufgabe des Leitungsgremiums und da bringe ich mich gerne ein.
UK: Die Stimmung in unserer Kirche ist angesichts der Zahlen (Mitglieder, Finanzen, Gottesdienstbesuch) und der Ereignisse (Rücktritt Kurschus) nicht gut. Was macht Ihnen in diesen Zeiten der Hoffnung?
Stückemann: : Kirche wird sich massiv verändern. Aber es erfüllt mich auch mit viel Freude, diesen Prozess der Veränderungen als Mitglied der Gemeinde- und Kirchenkreisleitung zu gestalten. Und nicht zuletzt vertrauen wir als Christen darauf, dass Gott selbst in unterschiedlichster Weise die Geschicke und Zukunft seiner Gemeinde lenkt. Das ist auch eine Entlastung im Ringen um gute Lösungen.
UK sagt „Vielen Dank!“