INTERRELIGIÖSER DIALOG Vertreter von Judentum, Christentum und Islam diskutierten über Aberglauben, Magie und Zauberei
HERNE – Viele Menschen wissen, was Glück oder Unglück bringen soll: die Zahl 13, die schwarze Katze oder das Glücksschweinchen, Pendeln oder Kartenlegen. „Es war amüsant zu hören, was quer durch alle Altersstufen und Kulturen Bedeutung hat und benutzt wird“, berichtete Pfarrerin Katharina Henke vom interreligiösen Gesprächsabend am 13. November in der Volkshochschule im Herner Kulturzentrum. „Selbst aufgeklärte Zeitgenossen klopfen auf Holz oder drücken ihrem Kind für eine Prüfung die Daumen“, sagte die Islambeauftragte des Kirchenkreises Herne. Zu klären war an dem Abend, ob der christliche Glaube nicht auch Sätze und Gesten kennt, die wirken sollen – etwa das Bekreuzigen oder Segnen.
Der Islamwissenschaftler Hüseyin Inam erzählte, dass in Mekka alle die Kaaba berühren wollen, obgleich jeder wisse, dass es andere Steine als zu Mohammeds Zeiten sind. Katharina Henke berichtete, dass ihr Vater vom Jordan in Israel das Taufwasser für seinen Enkel mitgebracht hatte. In Bibel und Koran gebe es jedoch Gebote, die jede Form von Aberglaube, Magie oder Zauberei mit strengen Strafen belegen.
Allgemein „glücksbringende Handlungen“ seien offensichtlich ein menschliches Grundbedürfnis. Aberglaube diene als Ausweg aus dem Gefühl von Ohnmacht und Unsicherheit. „Wir brauchen Gefühl, Macht über unser Leben zu haben, selber Einfluss nehmen zu können“, waren sich die Referenten einig. Die Esoterik („Geheimlehre für Eingeweihte“) bediene dagegen mit teuren Angeboten einen Millionenmarkt. Hier gelte der Mensch als Motor für die eigene spirituelle Entwicklung. Es werde behauptet, dass alle Kräfte der Heilung und Erlösung im Menschen selbst liegen. Ein Gott werde nicht gebraucht.
„Aberglaube bedeutet daher die Missachtung des Ersten Gebots“, stellte Dr. Michael Rosenkranz von der jüdischen Gemeinde Bochum-Hattingen-Herne klar. Es entstünden neue Abhängigkeiten. „Während der Aberglaube Angstabwehr sucht und Unheil verhindern will, geht es dem Glauben vor allen Dingen um Zuversicht“, sagte er. „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost ich habe die Welt überwunden.“ Dieses Jesuswort aus dem Johannesevangelium lade dagegen zu Gottvertrauen ein. Der katholische Pastor Reinhard Hörmann, erinnerte an die Kraft des Glaubens: „Glaube sucht sinnliche Zeichen“, sagte er. „Es tut gut, wenn ich für andere eine Kerze anzünde – beiden.“
Der dritte interreligiöse Gesprächsabend findet statt am Dienstag, 8. Januar, um 19 Uhr im Kulturzentrum in Herne. Das Thema lautet „Heilserwartung und Verklärung: Der Messias“. Der Eintritt ist frei. KH