Am Anfang viel Überzeugungsarbeit

Herne. Angefangen hat alles mit ihrer Tätigkeit als Seelsorgerin im Evangelischen Krankenhaus Herne. Damals empfand Britta Schallnus es zunehmend als belastend, dass sie viel zu wenig Zeit für die Sorgen und Nöte der Mitarbeitenden hatte. „Oft genug musste ich jemanden vertrösten, weil doch die Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt meiner Tätigkeit standen“, blickt Britta Schallnus zurück. So wurde die Idee geboren, den Mitarbeitenden eine eigene Anlaufstelle zu bieten, wo diese einen geschützten Gesprächsrahmen erhalten und ihre beruflichen Anforderungen reflektieren können.
Fünf Jahre später, im Jahr 2005, war es soweit: Mit einer entsprechenden Ausbildung konnte Britta Schallnus als bundesweit erste Supervisorin, die vor Ort und ausschließlich in einem Klinikunternehmen im Einsatz war, ihren Dienst aufnehmen. Am Anfang war viel Überzeugungsarbeit nötig. „Dabei ging es für mich vor allem darum, ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Mitarbeitenden zu entwickeln und ihnen die Sicherheit zu vermitteln, dass alles, was in den einzelnen Sitzungen gesagt wird, nicht nach außen dringt“, berichtet Britta Schallnus.
Denn hier lag bei der vor Ort im Unternehmen verankerten Supervision für einige Mitarbeitende das Problem. Man konnte sich nicht vorstellen, dass der Inhalt z.B. von Konfliktgesprächen, die teilweise mit kompletten Stationen und Abteilungen in größerer Runde geführt wurden, nicht nach außen dringen würden – trotz Schweigepflicht. „Doch nachdem die Mitarbeitenden gemerkt haben, dass hier keine Gefahr bestand, waren sie eher froh, dass sie ihre Sitzungen qualifiziert während der Arbeitszeit und direkt am Arbeitsplatz führen konnten, anstatt sich irgendwo extern außerhalb des Dienstes treffen zu müssen“, erklärt die Supervisorin.

Über 2.500 Mitarbeitende hat Britta Schallnus während ihrer 17 Jahre als Supervisorin unterstützt und begleitet. Sie hat viele Geschichten erlebt, von denen einige sie auch persönlich sehr berührt haben. Es hat sie beflügelt zu sehen, wie Menschen sich während eines Supervisions-Prozesses entwickelt haben. Sie fand es spannend, wie unterschiedlich Sichtweisen in ein- und derselben Angelegenheit sein können. „Insgesamt betrachtet bin ich mit den Jahren immer milder geworden“, sagt sie, „vor allem empfinde ich grundsätzlich einen hohen Respekt für Menschen, die auch über einen längeren Zeitraum daran arbeiten, eine für sie teilweise unangenehme Situation zu verändern.“
Nun verabschiedet sich Britta Schallnus Ende Juni in den Ruhestand. Neue Supervisorin der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft wird Anne Steinbach. AW