Castrop-Rauxel. Herne. Wanne-Eickel. „Nach 12 Monaten haben ausländische Pflegekräfte zwar die Anerkennung zur Fachkraft abgeschlossen, aber damit sind sie noch lange nicht in unserer Gesellschaft integriert“, stellt Gül-Nihal Cam kritisch fest. Sie spricht aus Erfahrung, denn seit einem Jahr hilft sie in der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft ausländischen Fachkräften, sowohl im deutschen Klinikalltag als auch in der deutschen Lebenswirklichkeit Fuß zu fassen. Gül-Nihal Cam ist Integrationsmanagerin und hat damit eine Stelle inne, die neu in der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft eingerichtet wurde.
Der Fachkräftemangel, der den deutschen Kliniken bereits seit mehreren Jahren zusetzt, hat dazu geführt, dass immer mehr Pflegekräfte, aber auch Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland angeworben werden. Das gilt auch für die Evangelische Krankenhausgemeinschaft und ihre vier Klinikstandorte. „Uns war es dabei von Anfang an wichtig, dass auch menschlich-sozial die Bedingungen für die neuen Arbeitskräfte stimmen“, betont Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter.
Für die Menschen, die aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturkreisen in die Evangelische Krankenhausgemeinschaft kommen, ist die examinierte Pflegekraft und ehemalige Pflegedienstleiterin Gül-Nihal Cam eine ganz zentrale Figur. Über sie erfolgt der Erstkontakt zum Herkunftsland. Sie nimmt die Neuankömmlinge in Empfang, sorgt für gute Startbedingungen, bietet Unterstützung bei der Approbation von Ärzten und anderen Anerkennungsverfahren, bei der Anmeldung zu Sprachkursen, bei Behördengängen, Wohnungssuche, bei einem Arztbesuch und auch bei einer anschließenden Familienzusammenführung. Die Integrationsmanagerin ist damit die Hauptansprechpartnerin für alle Sorgen und Nöte.
Aber sie vermittelt nicht nur zwischen externen Einrichtungen und ausländischen Arbeitskräften, sondern geht auch in den einzelnen Kliniken regelmäßig über die Stationen, um zu schauen, ob es vielleicht auch einmal von der anderen Seite, von den Kolleginnen und Kollegen Klärungsbedarf gibt, weil sie sich mit Menschen konfrontiert sehen, die oftmals aus völlig anderen sozialen und kulturellen Zusammenhängen kommen. Dabei arbeitet sie eng mit der Zentralen Pflegeschule, mit Ausbildungsbetreuung und Pflegedienstleitung sowie der Personalabteilung zusammen. „Integrationsmanagement ist eine unglaublich vielfältige Tätigkeit und manchmal habe ich eher die Rolle einer Mutter als einer Managerin. Aber genau diese Mischung ist es, die mir so viel Freude bereitet“, sagt Gül-Nihal Cam.
Dass sie so eine umfassende Kenntnis der Bedürfnisse und Probleme von Menschen hat, die aus dem Ausland kommen und in Deutschland Fuß fassen wollen, verdankt sie der Tatsache, dass sie stellvertretende Vorsitzende des Integrationsrats der Stadt Herne ist und damit bestens mit Ämtern, Vereinen und Verbänden vernetzt ist. „Schließlich kommen Menschen zu uns, nicht nur Arbeitskräfte“, betont sie. Sie weiß, wovon sie spricht. Ihr Großvater kam 1963 als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland und hatte sein Leben lang damit zu kämpfen, wirklich heimisch zu werden.