Auch Jungen wehren sich gegen Zwangsehe

HERNE – Weltweit werden jährlich 15 Millionen Mädchen unter 18 Jahren zwangsverheiratet, in Ost- und Südostanatolien (Türkei) werden gar 42 Prozent aller Mädchen frühverheiratet. Damit endet ihre Kindheit, enden meist auch der Schulbesuch, berufliche und persönliche Perspektiven. Sie geraten in Isolation und in absolute Abhängigkeit vom Partner, sind oft Gewalt ausgesetzt. Frühe Schwangerschaft, hohe Gesundheitsrisiken für Mutter und Kind sind Folgen. Aber auch Jungen fühlen sich oft gegen ihren Willen in eine Ehe gedrängt – wie bei den Mädchen führt das oft zu schweren seelischen Schäden bis hin zu Selbsttötungsabsichten. Mitunter werden junge Leute unter Vorspiegelung eines Urlaubs zur Zwangsverheiratung ins Ausland gesandt, oder es geschieht hier mitten in Deutschland.

In jedem Falle liegt eine Menschenrechtsverletzung vor, die von den Organisationen Terre des femmes, Yaka-Koopn (Türkei), Eine Welt Zentrum des Kirchenkreises Herne sowie von der heimischen Beratungs- und Kontaktstelle für Frauen und Mädchen „Schattenlicht“ bekämpft werden. Zurzeit lässt eine Wanderausstellung der genannten Organisationen sowie von Jugendamt und Gleichstellungsstelle der Stadt Herne im Foyer der Stadtbibliothek im Kulturzentrum Ausmaß und Auswirkungen der Früh- und Zwangsverheiratung anhand von beredten Bildern erahnen. Die wurden von betroffenen Mädchen im Alter von zwölf bis 18 Jahren gemalt. Angst, Ratlosigkeit, Verzweiflung bis zum Suizid werden da mit Bleistift und Pinsel zum Ausdruck gebracht. Marion Heuer (Jugendamt), Melanie Kampa (Gleichstellungsstelle, beide Stadt Herne, links) und Katja Jähnel (rechts, zuständig für Migrantinnen im Eine Welt Zentrum), eröffneten die Ausstellung. Sie freuten sich über die Anwesenheit von etlichen jungen Leuten mit Migrationshintergrund, die sich eigene Fragen zum Ausstellungsthema beantworten ließen. SI