Aus der Sprachlosigkeit zurück ins Leben

Herne. Der Kreis hat sich geschlossen: Eine Lesung mit der Bestseller-Autorin Katharina Afflerbach über den Umgang mit Schicksalsschlägen setzte Ende November den Schlusspunkt im Veranstaltungsreigen des Jubiläumsjahres 2022 dort, wo es begann – im Ludwig Steil-Forum an der Kreuzkirche. Die Wahl-Kölnerin zog die Zuhörenden mit einem beinahe szenischen Vortrag ihrer Texte in ihren Bann und untermalte ihn mit a cappella vorgetragenen, thematisch passenden Liedern.

In ihrem Buch „Manchmal sucht sich das Leben harte Wege“ ermutigt die Autorin Hinterbliebene, aber auch deren Freunde, Kollegen und Nachbarn, die Sprachlosigkeit zu überwinden, die der Verlust eines lieben Menschen häufig auslöst. Über das Miteinander-Reden und das Zuhören, davon erzählen ihre Geschichten, schöpfen die Zurückbleibenden Zuversicht und finden ins Leben zurück.

Für diese Aussage ist Katharina Afflerbach selbst das beste Beispiel. Als das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia 2012 vor Italien auf Grund lief und 32 Menschen an Bord ihr Leben lassen mussten, bekam die junge Marketingdirektorin von der Kreuzfahrt-Gesellschaft den Auftrag, sich bestmöglich um die Hinterbliebenen zu kümmern. Sie stellte sich dieser enormen Herausforderung. Aber sie merkte: „Das Einzige, was ich für diese Menschen tun konnte, war, es nicht noch schlimmer zu machen.“

Wenig später schlug das Schicksal auch bei Katharina Afflerbach zu. Ihr Bruder wurde bei einem fatalen Autounfall getötet, und die Karrierefrau fiel in ein schwarzes Loch. Mit letzter Kraft beschloss sie, ihr Leben von Grund auf zu ändern. Sie kündigte ihren Job und zog sich auf eine Schweizer Alm zurück, um dort als Sennerin zu arbeiten. Und sie begann mit der Recherche für ihr bemerkenswertes Buch, in dem 13 (Überlebens)-Geschichten von Menschen zusammengefasst sind. Sie alle zeigen, welche Wege es gibt, aus der Trauer über einen schweren Verlust neuen Lebensmut zu schöpfen.

90 Minuten dauerte Afflerbachs Vortrag. Nur wenige Gäste nahmen anschließend die Einladung der Autorin zu Fragen oder Gesprächen im Plenum an. Die meisten gingen still ihrer Wege. Eine Teilnehmerin fasste zusammen, was so viele bewegte: „Ich finde keine Worte, um zu sagen, was ich gerade empfinde, denn der Vortrag hat mich sehr berührt. Darüber muss ich erst einmal in Ruhe nachdenken.“ Damit hat Katharina Afflerbach ihr Ziel erreicht. SSch