Deutschlandweit neues Verfahren in der Schmerztherapie

HERNE – Angela Peter sitzt in ihrem Bett und strahlt über das ganze Gesicht. Erst vor zwei Tagen wurde ihr im Evangelischen Krankenhaus Herne ein künstliches Kniegelenk eingesetzt und jetzt hat sie schon die ersten physiotherapeutischen Übungen erfolgreich hinter sich gebracht. Angela Peter führt ihren raschen Genesungsfortschritt vor allem auf die neue Form der Akutschmerztherapie zurück, die sie durch Eva Hoffmann, leitende Oberärztin der Multimodalen Schmerztherapie, erhalten hat. „Wir verwenden hier ein Verfahren, das deutschlandweit eine Neuheit ist“, erklärt die Schmerzmedizinerin, die die Therapie mit PcoA Acute der Medizintechnikfirma DosentRX einsetzt.

Das Einsetzen einer Knie-Prothese gehört zu den schmerzhaftesten orthopädischen Eingriffen und erfordert deshalb eine besonders differenzierte Schmerztherapie. „Das betrifft die ersten 24 bis 48 Stunden nach der Operation“, sagt Prof. Dr. Ulrich Eickhoff, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie/Orthopädie und Leiter des zertifizierten Endoprothetikzentrums am EvK. Dass der Patient keine Schmerzen hat, ist nicht nur eine Frage des Wohlbefindens, sondern hat auch einen entscheidenden Einfluss darauf, wie schnell er mit dem Bewegungstraining beginnen kann. „Denn je früher der Patient mobilisiert werden kann desto erfolgreicher verläuft der Genesungsprozess“, stellt der Chefarzt fest.

Vor diesem Hintergrund spielt die Schmerztherapie eine entscheidende Rolle. Das neu entwickelte System zielt neben einer perfekten Dosierung der Schmerztabletten auch darauf ab, das subjektive Sicherheitsempfinden des Patienten zu stärken. „Ich kann stets ganz für mich entscheiden, wann ich eine Tablette brauche und muss niemanden fragen“, schwärmt Angela Peter.
Vor einer Überdosierung braucht niemand Angst zu haben, denn das System hat drei Sicherheitsstufen. Die Dosierungsvorgabe erfolgt durch den Mediziner. Mit dem Medikament befüllt wird das Gerät von der Pflegekraft, die das System auch startet. Der Patient kann das Medikament erst dann abrufen, wenn er sich vorher mit einem speziellen Armband authentifiziert hat. „Außerdem haben wir in dem Gerät eine Sicherung eingebaut, die vorsieht, dass ein Patient nur in gewissen Zeitabständen eine Tablette anfordern kann“, erläutert Entwickler Stefan Conrad. Weiteres Sicherheitselement: Das Gerät vermerkt den Weg der Tablette nach ihrem Abruf zum Mund des Patienten. 

Dem Entwicklerteam der PCoA Acute ist es mit Unterstützung der EvK-Oberärztin Eva Hoffmann gelungen, deutschlandweit das erste sichere und betäubungsmittelgesetzkonforme Verfahren zu entwickeln, das dem Patienten die Möglichkeit bietet, ein individuell angepasstes, stark wirksames orales Schmerzmittel selbst abzurufen. Da das Gerät die Schmerzwerte des Patienten vor und eine Stunde nach der Tabletteneinnahme aufzeichnet, kann man jederzeit nachvollziehen, ob die Schmerztherapie effektiv war. 
„Das neue Gerät bedeutet in mehrfacher Hinsicht einen deutlichen Vorteil“, stellt Prof. Dr. Eckhard Müller, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin, fest. Patienten, die schnell aufstehen und auf die Beine kommen möchten, sind nicht mehr durch einen Venenzugang, wie ihn die bislang eingesetzten Schmerzpumpen erfordern, in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Die orale Darreichungsform wird dazu als besonders angenehm empfunden. Darüber hinaus können alle Angaben des neuen PCoA-Acute-Gerätes elektronisch ausgelesen und in die Patientenakte überführt werden. AW