HERNE – Wenn ein altes Pfingstlied als Kanon erklingt, wenn Gottesdienstbesucher die Bassmelodie zu dem bekannten „Danke“-Lied schnipsen und grooven, wenn „Lobe den Herren“ in verschiedenen Sprachen gesungen wird – dann ist Offenes Singen in der Kreuzkirche. Ein Pluszeichen-Gottesdienst eröffnete zu Pfingsten die „Nacht der Offenen Kreuzkirche.“ Kantor Wolfgang Flunkert lockte alle Gäste zum Mitsingen. Die Besucher stellten sich in Gruppen zusammen – hier schwedisch, dort französisch – und sangen begeistert „Lobe den Herren“ in verschiedenen Sprachen.
Pfarrer Kornelius Heering nahm den Faden auf und schwärmte vom ersten Pfingstfest, das berauschend gewesen sein müsse! „Da war eine Kraft – unsichtbar wie der Wind und doch spürbar. Als würden die Fenster sich öffnen. Frische Luft wehte durch die Herzen. Es war wie Feuer. Eine Begeisterung sprang von Gott kommend auf alle über. Gottes Geist trieb die ängstlichen und verzagten Jünger nach draußen. Ach, wären wir damals doch dabei gewesen... zu Pfingsten!“ In einer Dialogpredigt mit Pfarrerin Katharina Henke entfalteten sie die Frage, ob und wo diese Geisteskraft heute noch spürbar ist. Stellvertretend kamen Bilder und Menschen zur Sprache, die von ihrer kritischen Kirchensicht berichteten.
„Es sieht so aus, als habe der Heilige Geist in der langen Zwischenzeit erheblich an Schwung verloren, als sei aus dem Sturm des Anfangs ein kraftloser Hauch geworden“, so Henke. „Aus der Gemeinschaft begeisterter Menschen wurde der Apparat Kirche, eine Institution – angepasst und harmlos.“ Wir Christen hätten uns eingerichtet in dieser Welt. „Und dabei wären doch so gerne befreit, ermutigt, getröstet. Wir sehnen uns nach dem Schwung des Anfangs.“
Beim Offenen Singen war dieser Schwung dann wieder für alle spürbar. Ungewohnt und neu klang Altes und Bekanntes. Und die Besucherinnen und Besucher machten begeistert mit. „Pfingsten sagt: Es gibt diese lebendige Geistkraft. Gottes Geist lässt uns suchen und lässt uns finden“, war in der Predigt zu hören. Hierzu schilderten Henke und Heering persönliche Beispiele.
Beim anschließenden Imbiss war Zeit für Austausch und Begegnung. Es schloss sich ein Konzert von Musikschüler*innen um Kerstin Fabry an. Die Musiker waren schon mehrmals zu Gast in der Kreuzkirche. Mit Saxophon, Flöte und Schlagzeug lockten sie weitere Besucher an. Ihr abwechslungsreiches Programm fand großen Beifall. „Ein wunderbarer Abschluss für diese Kirchennacht“, sagte Katharina Henke. „Begeistert waren wir auch von den zahlreichen Besuchern.“ KH