BUKAVU/ KONGO – „Die Kirchen in Deutschland müssen endlich ihre Stimme erheben für die alltäglichen Opfer der Gewalt im Ostkongo, vor allem für die ermordeten Kinder und die vergewaltigten Frauen“. Mit diesem eindringlichen Appell hat der Träger des Alternativen Nobelpreises und des Sacharow-Preises der Europäischen Union, der Gynäkologe Dr. Denis Mukwege, am 6. Februar in einem Gespräch im Panzi-Krankenhaus eine Delegation von Theologinnen und Theologen aufgefordert, das Schweigen der Weltöffentlichkeit zur Situation im Ostkongo zu brechen. Mukwege, der wohl bekannteste Menschenrechtsaktivist des Landes, behandelt im renommierten Panzi-Krankenhaus in Bukavu vor allem vergewaltigte Frauen und Mädchen. Seit 1999 hat er dort über 50.000 Frauen operiert.
„Die sexualisierte Gewalt als strategisches Mittel zur Zerstörung aller Grundlagen der Gesellschaft ist eindeutig ein Kriegsverbrechen“, so Mukwege. Für ihn bleibt es ein Skandal, dass weder die EU noch die USA diese Kriegsverbrechen verfolgen. Alle Preise, die er erhalten habe, seien für die Menschen im Kongo folgenlos geblieben. Er informierte die Delegation von Theologinnen und Theologen aus Westfalen, der Nordkirche, dem Rheinland und der Schweiz darüber, dass die Zahl der vergewaltigten Frauen seit kurzem wieder ansteigt.
Dr. Mukwege brachte seine Enttäuschung zum Ausdruck, dass weder seine Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel noch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu Verbesserungen geführt hätten. Insgesamt hätten alle Interventionen auf politischer Ebene nichts bewirkt. Der Menschenrechtler sieht die Kirchen, besonders in Europa, in der Pflicht, diese systematischen Kriegsverbrechen anzuprangern. Gerade angesichts der einsetzenden Elektro-Mobilitätswende mit dem enormen Bedarf an Cobalt fürchtet er eine neue Dimension der Ausbeutung des Landes. „Die Weltöffentlichkeit muss endlich gegen die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen vorgehen“, sagte Mukwege.
Die Delegation unter Leitung von Pfarrer Martin Domke und Prof. Dr. Traugott Jähnichen war vom 2. bis 10. Februar im Ostkongo und in Ruanda unterwegs. Sie besuchten Partnerkirchen wie die baptistische Kirche in Zentralafrika (CBCA) und die presbyterianische Kirche (EPR). Darüber hinaus wurde am 9. Februar eine internationale Konferenz in Kooperation mit dem „Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum für Öffentliche Theologie in Zentralafrika“ in Kigali durchgeführt. MD