Herne. Wanne-Eickel. Vom 16. bis 30. September 2022 findet in Herne und Wanne-Eickel wieder die Faire Woche statt. Seit 2011 ist Herne internationale Fairtrade-Stadt und seit 2001 finden hier die Aktionswochen zum Fairen Handel statt. Die Faire Woche beschäftigt sich in diesem Jahr mit dem Thema „Menschenwürdige Arbeitsbedingungen und nachhaltiges Wirtschaften in der textilen Lieferkette“ und steht unter dem Motto „Fair Steht Dir“.
Schätzungsweise 75 Millionen Menschen fertigen weltweit Kleidung. 80 Prozent von ihnen sind Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren. Die meisten davon arbeiten unter menschenunwürdigen Bedingungen zu einem Hungerlohn. Tag für Tag werden sie ausgebeutet, arbeiten ohne Sicherheitsvorkehrungen und setzen sich gefährlichen Chemikalien aus.
„Die Modeindustrie hat nicht nur viele Nachteile für die Beschäftigten, sondern auch enorme Umweltauswirkungen für uns alle,“ sagt Markus Heißler vom Eine Welt Zentrum des Kirchenkreises Herne. „Die globale Modeindustrie gehört zu den größten Klimasündern“, so der Faire-Woche-Koordinator. „Sie sorgt pro Jahr für die Emission von 1,2 Milliarden Tonnen CO2, das ist mehr als die internationale Luft- und Schifffahrt zusammen.“
Auftakt der Fairen Woche ist am Donnerstag, 15. September, um 17 Uhr in der Volkshochschule Herne im Kulturzentrum. Bei dieser Gelegenheit eröffnet Bürgermeisterin Andrea Oehler die Ausstellung „Fairer Handel in Herne – Zehn Jahre Fairtrade-Stadt“. Die Ausstellung stellt engagierte Menschen aus Herne vor, die sich auf unterschiedlichste Weise für den Fairen Handel in der Stadt engagieren und vermittelt viele weitere Informationen zum Thema.
Am Freitag, 16. September, von 10 bis 18 Uhr wird es im und vor dem Weltladen Esperanza einen Kennenlerntag für fair gehandelte Produkte geben. „Es können Gebäck und Schokolade probiert werden. Auch neue Produkte werden präsentiert, so z.B. hochwertiger Silberschmuck,“ erläutert Christa Winger vom Weltladen. Um 14 Uhr wird es auch noch Livemusik mit dem Trommler Tobias Bülow geben. Das Schwerpunktthema wird z.B. am Donnerstag, 29. September, vom Fair Fashion Store FAIRNICA und den Herner Grünen mit einer Kleidertauschparty aufgegriffen. Dabei wird auch informiert über die Produktionsbedingungen in der Textilindustrie. Auch das Evangelische Jugendzentrum Lighthouse beteiligt sich am Freitag, 23. September, mit einer Kleidertauschbörse für junge Menschen an der Fairen Woche und informiert mit Videos über das Thema Fast Fashion. Wer modische Accessoires selber herstellen möchte, ist im Emschertal-Museum richtig. Am Samstag, 17., und Sonntag, 18. September, werden Recycling-Taschen – sogenannte Artbags – aus alten Werbebannern hergestellt.
In diesem Jahr beteiligen sich über 25 Unternehmen, Vereine und Organisationen mit Aktionen und Veranstaltungen am Programm der Fairen Woche. Im Herner Kulturzentrum. Läuft die Ausstellung „Fairer Handel in Herne – Zehn Jahre Fairtrade-Stadt“. Die Ausstellung stellt engagierte Menschen aus Herne vor, die sich auf unterschiedlichste Weise für den Fairen Handel in der Stadt engagieren und vermittelt viele weitere Informationen zum Thema.
Das Büro für Gleichstellung und Vielfalt lädt am Donnerstag, 29. September, zu einem Schokoladen-Workshop mit Petra Stach-Wittekind aus dem Eine Welt Zentrum ein. In der Auferstehungskirche an der Bickernstraße in Wanne-Eickel findet nach den Sonntagsgottesdiensten am 18. und 25. September jeweils ein faires Kaffeetrinken statt. Auch der Kindergarten Löwenherz beteiligt sich auf dem Weg zur Fairen Kita mit einem Schokoquiz an der Fairen Woche. Einen spannenden Abend verspricht der Vortrag von Otmar Meyer am Mittwoch, 21. September, in der VHS Herne. Der Referent war 35 Jahre in der Entwicklungszusammenarbeit und dem Fairen Handel in Nicaragua tätig.
Die Koordination der Fairen Woche liegt in den Händen des Eine Welt Zentrums des Kirchenkreises Herne. Der Programmflyer liegt in vielen öffentlichen Einrichtungen und Kirchengemeinden aus oder findet sich online unter www.ewz-herne.de. MH
Zum Hintergrund: Der Faire Handel unterstützt die Hilfe zur Selbsthilfe in Entwicklungsländern, leistet einen Beitrag gegen ausbeuterische Kinderarbeit und gilt als eine der effektivsten Formen der Entwicklungszusammenarbeit. Produkte aus Fairem Handel sind in 900 Weltläden, mehr als 40.000 Bioläden, Supermärkten, Discountern und Bäckereien sowie in über 20.000 Cafés und Restaurants erhältlich. Der Faire Handel schafft Perspektiven für rund 2,5 Millionen Kleinproduzierende und ihre Familien weltweit. Aufgrund der Coronapandemie gab es 2020 erstmals einen leichten Rückgang beim Umsatz fair gehandelter Produkte in Deutschland.
Im Jahr 2011 wurde Herne als 1000. Fairtrade Town weltweit ausgezeichnet. 2021 wurde der Titel für weitere zwei Jahre erneuert. Weitere Informationen finden sich unter www.fairtradestadt-herne.de.
Umweltauswirkungen der Modeindustrie
Deutschland als einer der weltweit größten Konsumentenmärkte für Bekleidung hat auch einen enormen Anteil am weltweiten Ressourcenverbrauch und der Umweltbelastung im Zusammenhang mit Mode. Deutsche Konsumenten erwarben 2019 Bekleidung und Schuhe für 76 Milliarden Euro, doch nur 5 Prozent davon wurden in heimischen Produktionsstätten gefertigt. In Deutschland wird jedes fünfte Kleidungsstück so gut wie nie und etwa eine Milliarde Kleidungsstücke nicht länger als drei Monate getragen. Nur rund fünf bis zehn Prozent der in Deutschland gesammelten Altkleider werden laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen am Ende an Bedürftige hierzulande weitergegeben oder in hiesigen Läden als Second-Hand-Ware weiterverkauft. Rund 40 Prozent der gesammelten Textilien werden in osteuropäische und afrikanische Länder verkauft. Der Export der Ware in afrikanische Staaten ist auch schon lange umstritten, weil die Flut an Billigware die einheimischen Textilproduzenten bedroht. Darüber hinaus ist ein Großteil der Altkleider nicht mehr brauchbar und führt bei der Entsorgung zu großen Umweltproblemen. So werden z.B. jeden Tag rund 70 Tonnen Textilien von vom größten Second-Hand-Markt Ghanas auf eine Müllhalde am Ufer der Korle-Lagune in Accra abgeladen und von dort in die Lagune geweht und ins Meer gespült.