Herne. Am 18. Mai fand die Uraufführung des Theaterstücks „Geschichten aus Nicaragua“ in Herne statt. Dazu eingeladen hatten das Eine Welt Zentrum des Kirchenkreises Herne, die Volkshochschule Herne und der Städtepartnerschaftsverein Herne, Sektion Ometepe. Eine-Welt-Promotor Markus Heißler betonte in seiner Begrüßung, wie wichtig es sei, sich in diesen Zeiten auch mit Ländern wie Nicaragua zu beschäftigen, deren Probleme in der aktuellen weltpolitischen Situation kaum wahrgenommen würden. „Weltweit sind Demokratie und Menschrechte so gefährdet wie nie“, so Heißler.
Entwickelt und gespielt haben das Stück die beiden kongenialen Schauspieler Andreas Peckelsen und Kati Nunez Lopez. In ihrem 90minütigen Auftritt nahmen sie die Zuschauer mit auf eine (Zeit)Reise nach Nicaragua. Sie machten Geschichte und Gegenwart des mittelamerikanischen Landes multimedial und collagenhaft erlebbar. Ausgangspunkt war der Bücherbus „Bertolt Brecht“, der trotz Unruhen und schlechter Straßen immer unterwegs ist und Geschichten und Legenden in viele, auch weit abgelegene Orte und Ecken des mittelamerikanischen Landes bringt.
Andreas Peckelsen, Erzähler und Mitreisender, berichtete von seinen Begegnungen im Land, insbesondere nach der Niederschlagung der landesweiten Proteste gegen die Regierung von Daniel Ortega im Jahr 2018. In Videoeinspielungen wurden aktuelle Ereignisse wie staatlich verordneten Proteste gegen Corona-Maßnahmen oder die Wiederwahl des Präsidenten in die Inszenierung integriert. Die Aufführung griff immer wieder unterschiedliche Positionen über die aktuelle Situation in Nicaragua auf und ermöglichte so einen differenzierten Einblick in die nicaraguanische Gesellschaft.
Auch Musik und O-Töne brachten dem Publikum die Situation vor Ort nahe. Auszüge aus Interviews, aber auch literarische Texte von dem Priester, Revolutionär und Kulturminister Ernesto Cardenal oder Bertolt Brecht flossen in die Aufführung ein. Besonderen Zuspruch im Nachgespräch fanden die Auftritte der lebensgroßen Puppen, wie z.B. die schillernde Präsidentengattin und Vizepräsidentin Rosario Murillo oder Ernesto Cardenal (Kati Nunez Lopez). So gab es am Ende des Stücks langanhaltenden Applaus und viele positive Stimmen beim Bühnengespräch. Trotz der schwierigen Lage in Nicaragua sah Andreas Peckelsen einen Hoffnungsschimmer für die Menschen dort. „Bisher ist Nicaragua nicht – wie andere mittelamerikanische Länder – in den Sumpf der Gewalt versunken.“ PP