Gerechtere Lastenverteilung gefordert

WANNE-EICKEL – Als es im September des vergangenen Jahres auf der Zentraldeponie Emscherbruch auf dem Grenzgebiet Wanne-Eickel – Gelsenkirchen – Herten zum fünften Mal brannte, hatten Anwohner der Wanne-Eickeler Siedlung Unser Fritz buchstäblich den Kaffee auf. Auf Initiative des Ehepaars Heinz-Peter Jäkel und Maria Wanger, das in Sichtweite der Deponie lebt, hat sich die Bürgerinitiative „Uns stinkt’s!“ gegründet, die sich seitdem regelmäßig im Gemeindehaus der Kirchengemeinde Crange-Wanne trifft. Auch nach dem letzten Brand – hervorgerufen durch Hitzeentwicklung in unbehandeltem organischem Abfall im Zwischenlager des Recycling Zentrums Ruhr – habe die Bezirksregierung Münster betont, dass die Bevölkerung nicht in Gefahr war. „Das ist kein Wunder, wenn man an der windabgewandten Seite eine Schadstoffmessung vornimmt“, sagte Jäkel.

Inzwischen erfährt die Bürgerinitiative eine breite Unterstützung von mehreren hundert Menschen aus Wanne-Eickel. „Wir wollen zunächst erreichen, dass der Antrag auf Erweiterung und Erhöhung der Zentraldeponie abgelehnt wird“, so Wanger. „Unser langfristiges Ziel ist die endgültige Schließung der Zentraldeponie.“ Die Bevölkerung in der Nachbarschaft des weithin sichtbaren Müllberges habe genug von dauerhafter Grundwasservergiftung, Belastung der Luft durch giftigen Feinstaub, krankmachende Ausgasung, ständigen LKW-Verkehr durch Wohngebiete oder Abholzung von Baumbestand. „Die Krebsrate in Herne und Gelsenkirchen ist bundesweit mit Abstand die höchste“, so Jäkel. Es gebe im Regionalplan Ruhr fünf alternative Orte für die Abfallentsorgung. „Lasten müssen gerecht verteilt werden; 50 Jahre Umweltbelastung für unser Wohngebiet sind einfach genug.“

Die Sommersynode 2018 hat sich einstimmig gegen eine Erweiterung der Bodenaufbereitungsgesellschaft Suez ausgesprochen. „Es kann nicht sein, dass in einer ohnehin schon schwer belasteten Gegend noch mehr belastete Böden und Abfallstoffe, die zum Teil hochgiftig sind, aufbereitet und dann verbrannt werden“, sagte der Umweltbeauftragte des Kirchenkreises, Pascal Krüger auf der Synode. „Wir unterstützen die Ziele der Bürgerinitiative“, betonte Superintendent Reiner Rimkus in diesen Tagen.

Deren Aktivisten freuen sich über erste Erfolge. So haben die Verwaltungen der Städte Herne und Gelsenkirchen massive Fehler in den Gutachten, die den Erweiterungsanträgen beilagen, moniert. Die Umweltausschüsse beider Städte haben sich daher einstimmig gegen die Erweiterung der Deponie ausgesprochen – ebenso der Rat der Stadt Herne. „Unser nächstes Ziel ist, dass auch der Rat der Stadt Gelsenkirchen, auf dessen Stadtgebiet 80 Prozent der Deponie liegen, den Antrag ablehnt. Der nächste wichtige Termin ist dann eine Anhörung aller, die Einwendungen gegen die Erweiterung gemacht haben. „Geplant ist sie im Mai“, weiß Jäkel. Was er nicht weiß: „Wie es gehen soll, mehrere 100 Betroffene in einer angemessenen Zeitspanne anzuhören.“ AR

Während der Rauch über Wanne-Eickel zieht, werden auf der gegenüberliegenden Seite auf Gelsenkirchener Stadtgebiet Schadstoffmessungen vorgenommen.