CASTROP-RAUXEL - Was muss man machen, wenn ein Mensch bewusstlos auf dem Boden liegt? Diese Frage können viele Erwachsene nicht richtig beantworten. Die 22 Kinder der Marktschule Ickern hingegen kennen sich jetzt aus. Lehrerin Sandra Brouwer hatte im Rahmen des Sachkundeunterrichts zum Thema „Luft, Lunge, Atmung, Herz“ einen fachkundigen Gast eingeladen: Ludger Krüger, Anästhesie-Pflegekraft und Wiederbelebungstrainer am Evangelischen Krankenhaus Castrop-Rauxel. Dort leitet er seit fast 15 Jahren Reanimations-Seminare für Krankenhaus-Mitarbeiter.
Doch dieses Mal waren seine Seminar-Teilnehmer nicht älter als 10 Jahre und hatten einen völlig anderen Zugang zum Thema Lebensrettung. Während Erwachsene eher zurückhaltend reagieren, wenn es an die praktischen Übungen geht, stürzten sich die Kinder sofort begeistert auf die Patienten aus Plastik, die Ludger Krüger mitgebracht hatte. Nach einem kurzen theoretischen Teil konnten sie es kaum erwarten, die Puppen aus den Kartons zu holen und selbst auszuprobieren, an welcher Stelle des Brustkorbs Druck ausgeübt werden muss, um eine Herzmassage auszuführen.
„Ich bin begeistert von dem Lerneifer der Kinder“, schwärmt Ludger Krüger. Aus seiner Sicht sollten Reanimationsmaßnahmen ab der 7. Klasse einmal im Jahr auf dem Unterrichtsplan stehen. In Skandinavien und den Niederlanden gilt dies schon seit längerem. Das hat dazu geführt, dass in einer Notfallsituation 60 Prozent der Zeugen helfen würden, während in Deutschland nur 20 Prozent dazu bereit wären. „Diese Zahlen werden darauf zurückgeführt, dass Menschen die von der Schule an regelmäßig unterwiesen werden, sich deutlich sicherer fühlen“, erläutert der EvK-Mitarbeiter.
Bei den Kindern der Marktschule Ickern hat sein Unterricht auf jeden Fall noch lange nachgewirkt. Eine Mutter wusste zu berichten, dass die Kinder auch nach der Schule noch das Gelernte an ihren Puppen zu Hause ausprobierten und ihren Eltern haarklein erklärten, wie ein Bewusstloser wiederbelebt wird. AW