Höchsten Ansprüchen gerecht geworden - von Brigitte Wilms

HERNE – Mit einem sehr abwechslungsreichen Programm wurden die Zuhörer des diesjährigen Weihnachtskonzertes in der Herner Christuskirche auf das Weihnachtsfest eingestimmt:  Werke von vier Komponisten aus der Barockzeit standen auf dem Programm, die mit festlichen Orchesterklängen, innigen Arien und virtuosen Chören das Publikum begeisterten. Die chronologische Anordnung des Programms lieferte den Zuhörern außerdem eine akustische Darstellung der musikalischen Entwicklung vom Frühbarock Claudio Monteverdis (1567-1643) bis zum Hochbarock Georg Philipp Telemanns (1681-1767).

Zu Beginn erklang der mit Oboen, Trompeten und Streichern prächtig instrumentierte Eingangschor der „Marienvesper” von Monteverdi, eine Anrufung Gottes, bei der die einzelnen Chorstimmen bis auf den Schluss immer den gleichen Ton zu singen hatten.

Daran anschließend gab es eine zu einer Choralkantate mit Orchester umgearbeitete Solokantate von Franz Tunder (1614-1667), einem wenig bekannten Lübecker Organisten und Komponisten des Frühbarock. Mit dem Text des Kirchenliedes „Wachet auf, ruft uns die Stimme” bildete dieses Stück eine geschickte Überleitung zum Hauptwerk des Konzerts, dem „Dixit Dominus”. Diesem Werk des italienischen Komponisten Antonio Lotti (1667-1740) liegt der Text von Psalm 110 zugrunde. Durch die Auffächerung des Chores bis hin zur Fünf-, Sechs- und Siebenstimmigkeit stellte es höchste Ansprüche an die Ausführenden, belohnte Sänger und Hörer aber durch große Klangpracht und eine starke Eindringlichkeit der Deklamation. Der ständige Wechsel in Instrumentation und Solisten- oder Tuttichor verlieh dem Werk seinen besonderen Reiz.

„Siehe, es hat überwunden der Löwe” von Telemann war das prächtige Schlussstück des Abends, ein letzter Beitrag zum Telemann-Jahr 2017. Diese für das Michaelisfest komponierte Kantate bietet zahlreiche Bezüge zum Text des Magnificat und viele Hinweise auf Jesu Sieg über den Satan. Besonders schön waren die Da-Capo- Arien für Alt und Bass gestaltet, begleitet von Solovioline bzw. Oboe, bei denen dem gefühlvollen zweiten Teil ein temperamentvoller erster Teil voranging und nachfolgte. 

Von der musikalischen Leistung des Instrumentalensembles, dem „Jungen Chor Herne” sowie den Solisten Charikla Tonn (Münster), Frauke Kandler (Osnabrück), Michaela Günther (Dortmund), Nils Giebelhausen (Münster) und Christian Palm (Köln), souverän geleitet von Dr. Andreas Krabs, war das Publikum so begeistert, dass es zwei Zugaben forderte und auch dann noch nicht gehen wollte. Bei den Zugaben, Wiederholungen des Eingangsstücks von Monteverdi, berührte das Publikum besonders, dass sich der Chor in einem großen Kreis um die Zuhörer verteilt und sie so mitten in die Musik hineingenommen hatte.