Hospizkultur auch in Heimen

Herne. Mit dem ersten Leitfaden für eine bessere Palliativversorgung und Hospizkultur in stationären Einrichtungen setzte das Palliativ-Netzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel vor sieben Jahren Maßstäbe. Jetzt wurde die bundesweit beachtete Handreichung für Berufsgruppen in stationären Einrichtungen und Angehörige gründlich aktualisiert und um zusätzliche Themen erweitert. Die 54 Seiten starke Broschüre kann ab sofort unter www.palliativ-netzwerk.de als pdf kostenfrei im Internet heruntergeladen werden.
Herausgeber des Leitfadens ist die Ende 2012 gegründete, städteübergreifende Arbeitsgemeinschaft Heime im Palliativ-Netzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel. Darin haben sich Vertreter verschiedener Heimträger und Berufsgruppen zusammengeschlossen. Neben fachlichem Austausch und gegenseitiger Stärkung steht dabei die Weiterentwicklung und Implementierung der Hospiz- und Palliativkultur in stationären Einrichtungen im Fokus. Eine wichtige Aufgabe, denn laut Statistik versterben 30 Prozent der Heimbewohner bereits innerhalb der ersten drei Monate nach Aufnahme, 60 Prozent innerhalb des ersten Jahres.
Die erste Auflage des Leitfadens 2015 entwickelte sich rasch zu einer Erfolgsgeschichte. Die Broschüre fand überregionale Beachtung, sogar aus Süddeutschland kamen Anfragen. Die Zeitschrift Hospizdialog berichtete darüber, zentrale Inhalte wurden in einem netzwerkweiten Fachtag vertieft. „Trotzdem wurde schnell deutlich, dass Themen fehlten, und dass wir auch über die Zielgruppe des Leitfadens nachdenken mussten“, betont Brunhilde Schlachter, stellvertretende Vorsitzende des Palliativ-Netzwerkes.
Eine ehrenamtliche Redaktionsgruppe übernahm die praktische Umsetzung, in Coronazeiten keine leichte Aufgabe. Dieser stellten sich Anja Schröder (Koordinatorin beim Ambulanten Hospizdienst Herne), Süreyya Melnik (Pflegedienstleitung, AWO-Seniorenzentrum Ickern), Heike Schlegel (Pflegedienstleitung Geros Seniorenzentren Castrop-Rauxel), und Dr. Wolfgang Scherbeck, Palliativarzt im Ruhestand. Sie sorgten dafür, dass neue Themen wie Schmerzempfinden, Notfallbox oder die ambulante Ethikberatung Eingang in den Leitfaden fanden. Medizinische Fachbegriffe werden verständlich erläutert oder umgangssprachlich umformuliert. Grafik und Druck von 3000 Exemplaren finanzierte schließlich das Palliativ-Netzwerk aus Spenden.
„Die Mitarbeitenden freuen sich schon sehr auf das Update, denn der Leitfaden erleichtert die Arbeit mit Bewohnerinnen und Bewohnern am Lebensende“, sagt Netzwerk-Vorstand Brunhilde Schlachter, die viele Jahre lang ein Altenheim in Herne leitete. „Eine Broschüre kann das persönliche Gespräch nicht ersetzen. Sie ist aber hilfreich, wenn Angehörige in einer stillen Minute wichtige Informationen noch einmal nachlesen wollen“. In den Heimen wird die Broschüre nun bei Dienstbesprechungen in Wohngruppen vorgestellt und gratis an Angehörige verteilt. „Das Thema darf nicht einschlafen“, fordert die Hospizdienst-Koordinatorin Anja Schröder. „Hospizkultur muss gelebt werden und für alle Berufsgruppen in stationären Einrichtungen fester Bestandteil von Fortbildungen und Qualitätszirkeln sein.“ SSch