WANNE EICKEL – 32 Jahre lang ist Eckhard Cramer Pfarrer in der Stephanus-Kirchengemeinde Herne-Holsterhausen gewesen – am 24. Juni, dem Johannistag, hieß es dann Abschied nehmen, und das in einem bewegenden Gottesdienst mit anschließendem großen Empfang im Gemeindehaus.
Die Stephanuskirche war voll, als Presbyter, befreundete Pfarrerinnen und Pfarrer, Prädikanten, Geistliche aus den benachbarten katholischen Kirchengemeinden und der Superintendent Reiner Rimkus um 16 Uhr in die Kirche einzogen. Viele Teilnehmenden hatten längere Anreisen in Kauf genommen. „Ich wohne schon lange nicht mehr hier“, erzählte ein ehemaliges Gemeindemitglied, „aber ich war lange hier in der Gemeinde aktiv. Pfarrer Cramer hat mein Leben geprägt, und es war mir einfach wichtig, heute hier zu sein.“ Pfarrer Cramer freute sich, dass seine Verabschiedung am Johannistag stattfand. „Denn wie Johannes wollte ich auch immer nur Hinweiser auf Jesus sein“, sagte er. „Das war von Anfang an mein Selbstverständnis als Pfarrer“, so Cramer am Anfang seiner Predigt.
Er unterschied zwischen dem defizit- bzw. mangelorientierten Fokus, der einen lähmen, panisch machen oder in blinden Aktionismus verfallen lassen könne, und dem ressourcen-, bzw. verheißungsorientierten Fokus. „Wir müssen nichts ‚schaffen‘, Gott hat uns doch eine Verheißung gegeben. Jeder kann dazu beitragen, im Vertrauen auf Gott Zeichen des Reiches Gottes zu setzen“, so Cramer in seiner Predigt, „dazu habe ich allen Seedballs mitgebracht, an denen man erkennen kann, wie einfach es sein kann, Zeichen zu setzen.“ Seedballs sind kleine Samenmischungen, die in einem Lehm-Mantel stecken und wie kleine, tischtennisgroße braune Bälle aussehen. Man wirft sie einfach irgendwo in eine Grünfläche oder ein Beet, und kurze Zeit später blühen dort verschiedenste farbenfrohe Blumen.
Nach der offiziellen „Entpflichtung“ durch Superintendent Rimkus folgten persönliche Segensvoten, die Cramer von seinen vielen Wegbegleitern erhielt. Am Ende des Gottesdienstes bedankte Cramer sich bei den zahlreichen haupt- und ehrenamtlichen Musikern der Gemeinde, die den Gottesdienst seit Jahren musikalisch gestalten – dem Organisten Dr. Siegbert Gatawis, dem Posaunen- und Stephanuschor und ihrem Leiter Elmar Witt, bei Claudia Eckert, die den Kinderchor „die Ohrwürmer“ leitet und häufig im Gottesdienst Solo-Stücke singt sowie bei Markus und Bianca Galla und ihrem Gospelchor. „Ich habe mir oft Lieder gewünscht, die einfach gut zum Gottesdienst passten, und es hat nie jemand ‚Nein‘ gesagt“, sagte der scheidende Pfarrer. „Danke, dass ihr mir immer alle Wünsche erfüllt habt!“ Cramer selbst hat jeden seiner Gottesdienste mit dem Bass, der Gitarre oder im Posaunenchor begleitet.
Beim anschließenden Empfang im Gemeindehaus, das aus den Nähten zu platzen drohte, nahmen viele die Gelegenheit war, Cramer und seiner Familie zu danken und sie zu beschenken – darunter Bürgermeister Erich Leichner, Presbyter, Superintendent Rimkus, Vertreter verschiedener Gemeindegruppen und Wegbegleiter. Cramer selbst richtete einen besonderen Dank an seine Familie, insbesondere an seine Frau Regine, mit der er seit knapp 38 Jahren verheiratet ist, und an seine Tochter Berit und seinen Sohn Malte. „Ich bin sehr traurig, dass Pfarrer Cramer die Gemeinde verlässt, aber ich freue mich auch für ihn, dass er eine völlig neue Herausforderung angenommen hat“, sagte eine sichtlich bewegte Frau im Gemeindehaus.
Am 1. Juli hat diese neue Herausforderung begonnen. Pfarrer Cramer versieht im Münsterland „Pastoralen Dienst im Übergang“, dabei wird er in Gemeinden, die sich aufgrund von strukturellen Veränderungen oder eines Wechsels auf einer Pfarrstelle in einer Umbruchsituation befinden, die pastorale Grundversorgung übernehmen und die Gremien bei der Neuausrichtung beraten. Sein erster Einsatzort ist die Kirchengemeinde Gescher/ Reken. TR