Institution im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Armut

Wanne-Eickel. Ende dieses Jahres geht eine Ära zu Ende. Nach fast 40 Jahren schließt das Arbeitslosenzentrum der katholischen Kirche – und das Zeppelin-Zentrum verliert damit einen wichtigen Kooperationspartner. Beide Einrichtungen arbeiteten seit ihrer Gründung im Sinne gelebter Ökumene eng zu zusammen. Viele Menschen suchten die beiden Beratungseinrichtungen auf und erhielten dort Unterstützung von Franz-Josef Strzalka, dem Leiter des Arbeitslosenzentrums, und Dagmar Spangenberg-Mades vom Zeppelin-Zentrum.

Oft tauschten sich die beiden dabei über die komplexen Fragestellungen, die den Beratungsalltag ausmachen, aus und besuchten gemeinsam unzählige Fortbildungen. Für die gemeinsame Arbeit sei auch hilfreich gewesen, dass Spangenberg-Mades und Strzalka unterschiedliche berufliche Qualifikationen haben. „Meine Kompetenzen als Sozialpädagogin haben sich mit denen des Psychologen und Psychotherapeuten Franz-Josef Strzalka bestens ergänzt“, so die Leiterin des Zeppelin-Zentrums.

Für dieses gute Miteinander wurde der Grundstein in 1990 gelegt, als Dagmar Spangenberg-Mades eine ABM im Arbeitslosenzentrum angeboten wurde. „In diesem Jahr konnte ich sehr viel von meinem Kollegen über rechtliche Fragen, soziokulturelle Hintergründe und psychosoziale Aspekte in diesem Arbeitsbereich lernen“, sagte sie. Auch zwischen den Besuchern beider Einrichtungen bestehen gute Kontakte, etwa durch gemeinsame Gruppenveranstaltungen oder Ausflüge.

Ein weiterer gemeinsamer Schwerpunkt war die Öffentlichkeitsarbeit im Sinne einer Lobbyarbeit für arme und arbeitslose Menschen. So veranstalteten die Einrichtungen von 1998 bis 2005 monatlich einen Aktionstag in den Fußgängerzonen oder vor der Herner Arbeitsagentur – einmal auch als Nachtwache. Erst die Einführung von Hartz IV und der damit stark gestiegene Beratungsbedarf machten eine monatliche Durchführung von Aktionstagen unmöglich. Es fanden aber auch weiterhin in regelmäßigen Abständen Aktionen vor dem Jobcenter und in den Fußgängerzonen statt, bei denen auch eine gemeinsame Arbeitslosenzeitung „punkt“ verteilt wurde.

In der gemeinsamen Geschichte waren beide Einrichtungen auf Fördermittel durch das Land NRW und den Europäischen Sozialfond angewiesen. „Das Zeppelin-Zentrum ist in diesem Zusammenhang dem Arbeitslosenzentrum und seinem Vorstand zu großem Dank verpflichtet, weil das ALZ 1995 auf Fördermittel zu Gunsten des Zeppelin-Zentrums verzichtete und so dessen Existenz rettete“, erinnerte sich Spangemberg-Mades. Seit 2021 bilden beide Einrichtungen die von Land und ESF geförderte Beratungsstelle Arbeit, die neben erwerbslosen Menschen auch ausbeuterisch Beschäftigte zu ihren Klienten zählt.

Die Rückschau auf die lange gemeinsame und aktiv gefüllte Zeit macht den Blick in die Zukunft nicht leicht. Und dennoch war der Schritt zur Auflösung des Vereins unausweichlich. Der langjährige Leiter des ALZ Franz- Josef Strzalka geht in den Ruhestand, ebenso wie die langjährige ehrenamtliche Geschäftsführerin Annette Rieger. So beschloss der Vorstand, dessen Mitglieder alle längst im Rentenalter sind, die Arbeit innerhalb der katholischen Kirche Hernes neu anzubinden. Ab 2023 wird der Caritas-Verband als Kooperationspartner mit dem Zeppelin-Zentrum die Beratungsstelle Arbeit bilden. Vor einigen Tagen erhielt der Kirchenkreis Herne die Nachricht, dass eine entsprechende Bewerbung um die Mittel beim Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW den Zuschlag bekommen hat. Die neue Förderphase läuft bis Ende 2025. Dabei wurden die Mittel nochmals aufgestockt, weil die Beratungsstelle zukünftig auch Geflüchtete aus der Ukraine beraten soll.

Schon jetzt fand im Hof des ALZ an der Hermann-Löns-Straße eine kleine Feierstunde statt, bei der sich Klienten, Besucher und Weggefährten von Franz-Josef Strzalka, Annette Rieger und dem Vorstand verabschieden konnten. Ansprachen und kleine Geschenke brachten die Wertschätzung und die Dankbarkeit für die geleistete Arbeit in den vergangenen 40 Jahren zum Ausdruck. Gleichzeitig war es auch der Abschied von dem Ort, der für viele Anwesende über die Jahre große Bedeutung hatte, als einer Anlaufstelle, die Unterstützung und Begleitung bot, und für viele eine zweite Heimat geworden ist. Auch Dagmar Spangenberg-Mades blickte in ihrer Rede zurück auf die gemeinsame Zeit. Als Überraschung hatte das Zeppelin-Zentrum aber auch noch einen umdichteten Song auf die Melodie von Mendocino im Gepäck, der mit musikalischer Begleitung von Heinz Otlips von Dagmar Spangenberg-Mades und dem „Zeppelin-Chor“ vorgetragen wurde. Das Lied „Oh Franz-Josef, Oh Franz-Josef – wir werden dich vermissen“ erzählte von der zurückliegenden Zeit und heiterte alle Gäste etwas auf, da der Abschied natürlich traurig stimmte. DS