Kinderheim nimmt auch ganze Familien auf

Herne. Darüber staunten 20 Frauen des Frauentreffs der Petrus-Kirchengemeinde im Bezirk Dreifaltigkeit nicht schlecht: Das Evangelische Kinderheim betreut und fördert über 500 Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Über die Arbeit der Einrichtung haben Geschäftsführer Jan Scholly und Rilana Heinemann die Frauen am 14. November im Saal des Kinderheims an der Overwegstraße in Herne informiert. „Wir sind für die besonders benachteiligten Menschen in unserer Stadt und weit darüber hinaus da“, so Scholly. Und das nicht nur in Herne: Das Kinderheim hat „Außenstellen“ in Hamminkeln (bei Wesel), in Welver (bei Hamm), in Ottmarsbocholt (bei Münster) und Regionalbüros in Bochum, Essen und Dortmund. Dazu kommen Tochtergesellschaften wie Explicato, Kinderheim Erziehungshilfen Werne (KEW), die Jugendhilfe Holzminden (JHH) sowie die Beteiligung an der Fortbildungsgesellschaft Fachpool.
Die Anfänge der „modernen Heimerziehung“ gehen mit der Gründung von Außenwohngruppen und Jugend-Wohngemeinschaften zurück auf Anfang bis Mitte der 1980er Jahre. Darüber konnte Irmhild Hartmann berichten, die bis ins Jahr 2001 leitend im Kinderheim tätig war. 75 unterschiedliche Jugendhilfe-Angebote gibt es heute, von der Mutter-Kind-Gruppe für ledige junge Mütter, die Gruppe für junge essgestörte Frauen („Annie“), in Zusammenarbeit mit der Justiz eine Wohngruppe U-Haft-Vermeidung für männliche Jugendliche („Stop and go!“) und Kleinst-Wohngruppen für Jugendliche mit sehr hohem pädagogischen Förderungsbedarf. Eltern-Kind-Häuser nehmen ganze Familien auf. „Was brauchen die Familien, damit sie ihre Kinder nicht abgeben müssen?“ – das ist die leitende Frage für das pädagogische Team, das sich im Schichtdienst um diese Familien professionell kümmert und mit ihnen zielorientiert arbeitet.
Die Arbeit kostet viel Geld. Dazu kam ein Vorschlag von Frauentreff-Mitglied Annegret Ingler: „Wie wäre es, wenn man das Kindergeld umverteilt und damit nur wirklich bedürftige Eltern fördert?“ So könnten ihrer Ansicht nach Einrichtungen wie das Kinderheim und viele Kindertageseinrichtungen besser finanziell unterstützt werden.