Herne. 15 Jahre hat Renate Ullrich die Evangelische Beratungsstelle für Ehe-, Partnerschafts- und Lebensfragen sowie Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle an der Schaeferstraße in Herne geleitet. Davor war die Diplompädagogin seit der Gründung der Einrichtung hier als Beraterin tätig. Dabei konnte sie – mit der Zulassung nach dem Heilpraktikergesetz – psychotherapeutisch behandeln. „Gisela Förster, die ehemalige Geschäftsführerin des Diakonischen Werks, hatte die Idee, auch in Herne eine Beratungsstelle einzurichten, wie sie es in vielen anderen Kirchenkreisen bereits gab“, so Ullrich. Kurz nachdem sie die Leitung im Jahr 2007 übernommen hatte, ging die Trägerschaft vom Kirchenkreis auf das Diakonische Werk. Das DW hat fortan auch die Finanzierung der Beratungsstelle übernommen.
Die Beratungsstelle werde aber hauptsächlich durch die Schwangerenberatung getragen, die zu 80 Prozent vom Land refinanziert werde. Das hängt damit zusammen, dass Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch erwägen, den Beratungsschein brauchen. „Die Beratung der Frauen ist immer ergebnisoffen“, betont Renate Ullrich. „Es werden ihnen alle Möglichkeiten aufgezeigt ebenso wie finanzielle Hilfen etwa für Alleinerziehende.“ Renate Ullrich hat die Erfahrung gemacht, dass die meisten Schwangeren mit Scham und Angst in die Beratung kommen. „Sie gehen dann erleichtert, weil ihnen hier niemand Vorwürfe macht, sondern wir mit ihnen zusammen eine Lösung für ihr Problem suchen.“
Die Ehe- und Paarberatung wird nicht refinanziert. „Der Beitrag von 17 Euro pro Stunde und Paar deckt die Kosten nicht annähernd“, so Ullrich. Trotzdem war ihr dieser Bereich der Arbeit immer genauso wichtig. „Die Nachfrage ist so groß, dass immer eine Warteliste geführt werden musste.“ Um die Finanzierung sicherzustellen, war Renate Ullrichs Kreativität gefragt – über Förderverein, Herner Künstlerbund, Familienzentren oder Jobcenter konnte sie Gelder akquirieren.
In ihrem Ruhestand nimmt Renate Ullrich sich mehr Zeit für ihren 97-jährigen Vater. Außerdem möchte sie sich vermehrt ihre Hobbys wie Zeichnen, Gitarre spielen und Fitnesssport widmen. „Vielleicht fange ich noch das Keyboard-Spielen an, das ist ein schon länger gehegter Wunsch“, sagt sie. AR