Herne. Eine Selbsthilfegruppe Depression trifft sich einmal wöchentlich mittwochs um 18 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche der Petrus-Kirchengemeinde am Regenkamp. Seit vielen Jahren schon. Berthold Knopp übernahm Anfang 2010 als Leiter diese Gruppe, zu der meist zwischen zehn und 15 Teilnehmer gehören. Knopp ist selbst Betroffener und kein Therapeut. „Für die Gruppe gilt: Patient hilft Patient“, sagt der 62-Jährige, der beruflich als Zeichner und Illustrator arbeitet. Die Gruppe leitet er ehrenamtlich.
Zu Beginn des zweistündigen Gesprächskreises berichtet jeder Teilnehmer in einer Blitzrunde, was ihm in der zurückliegenden Woche zu schaffen gemacht hat, und dann arbeitet die Runde Fall für Fall ab. „Jeder Betroffene erhält dabei Tipps aus der Sicht der anderen“, so Knopp, „und das führt im besten Fall für den einzelnen zu neuen Anstößen im Umgang mit seiner Depression.“ Die Last einzelner soll zwar auch auf andere Schultern verteilt werden, aber immer getreu dem Motto: Mein Problem ist nicht dein Problem, und dein Problem ist nicht mein Problem, „damit niemand die Leiden anderer zu nah an sich heranlässt“, so Knopp. Und noch eine Regel ist unabdingbar: „Alles, was in diesem Raum besprochen wird, das bleibt auch in diesem Raum.“
Einzige Voraussetzung für die - kostenlose - Teilnahme an dieser Gruppe ist die ärztliche Diagnose einer Depression. Wobei „Depression“ ein weites Feld ist. „Bei zehn Leuten hat man zehn verschiedene Arten von Depressionen“, sagt Berthold Knopp, der persönlich der Überzeugung ist, dass eine Depression nicht heilbar ist. „Sie ploppt immer wieder mal auf, und es ist wichtig zu lernen, wie man damit leben kann.“ Deshalb sei eine regelmäßige Teilnahme über einen langen Zeitraum angeraten. „Wir sind keine Sprinter - wir sind Marathonläufer.“
Viele der Teilnehmer sind durch Überarbeitung ins Burnout geraten, und die Corona-Pandemie hat bei vielen zusätzlich zu Vereinsamung geführt. „Da rutscht man noch tiefer in die Depression rein“, so Knopp. Corona hat regelmäßige Treffen in der Gruppe noch wichtiger macht, doch in der Pandemie ist das kein leichtes Unterfangen. „Wer nicht persönlich dabei ist, kann sich bei uns online zuschalten“, erzählt Berthold Knopp. „Wir fahren hybrid“. Dabei unterstützt das Bürger-Selbsthilfe-Zentrum des Gesundheitsamtes die Gruppe mit Leih-Tablets für diejenigen, die sich den Online-Zugang zur Gruppe sonst nicht leisten können. Den Zulauf bezeichnet Berthold Knopp derzeit als extrem. „Sonst habe ich alle 14 Tage eine Anfrage, aber in den letzten fünf Wochen hatten wir fünf Zugänge.“ Information und Kontakt: Berthold Knopp, Telefon: 0172 - 94 85 750. GM