„Verkündigung und Seelsorge bleiben“

Herne. Pfarrer Horst Bastert (65) aus der Petrus-Kirchengemeinde Herne geht in den Ruhestand. Am 23. April wird Superintendentin Claudia Reifenberger ihn in einem Festgottesdienst von seinem Dienst entpflichten; er beginnt um 10 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche. Sein letzter offizieller Arbeitstag ist der 31. Mai. Dann enden für den gebürtigen Bielefelder – sein Vater war Pfarrer in Brackwede und Oer-Erkenschwick – 35 Jahre Pfarrdienst rund um den Regenkamp.

An sein Theologie-Studium in Münster, Hamburg und Tübingen schlossen sich das Vikariat in Bochum-Hiltrop und der so genannte Hilfsdienst in der Kirchengemeinde Buer-Scholven an. 1988 wurde er in die zweite Pfarrstelle der Dreifaltigkeits-Kirchengemeinde gewählt. „Als ich hier anfing, hatten wir im Gemeindehaus West an der Oskarstraße noch fünf Krabbel- und Kindergruppen, die Frauenhilfe, den Männerkreis, die Gruppe ‚Wohnen im Ruhestand‘ (WiR), den Nabu, und auch ein Kochkurs der Katholiken für alleinerziehende Mütter war bei uns zu Gast“, erinnert er sich. „Den haben wir dann ökumenisch betrieben.“ Zur Kirchengemeinde Dreifaltigkeit gehörten drei Pfarrbezirke – Süd (Pfarrer Hans Multhaupt), West (Bastert) und Feldkamp (Werner Beyna) – mit drei Pfarrstellen und zwei Kindergärten. „Ich habe damals bis zu 150 Hausbesuche im Jahr gemacht, und mit einer Pfarrstelle war praktisch das ganze Milieu einer Kirchengemeinde abgebildet“, so Bastert, der in seiner Dienstzeit – nach vorsichtigen Schätzungen – rund 500 Menschen getauft, mehr als 1500 Personen beerdigt, etwa 150 Paare getraut und ca. 700 Jugendliche konfirmiert hat.

Aber er hat auch Umstrukturierungen und Zusammenlegungen der Gemeinden im Herner Süden organisieren müssen, denn auch sinkende Mitgliederzahlen und schrumpfende Einnahmen haben den Dienst von Horst-Hermann Bastert stets begleitet. So ist das Haus an der Oskarstraße heute Teil des Familienzentrums, das Gemeindehaus am Regenkamp ist an das Evangelische Kinderheim abgetreten, und die Gemeinde Dreifaltigkeit ist 2009 in der Petrus-Kirchengemeinde aufgegangen, gemeinsam mit der Luther- und der Christus-Kirchengemeinde. In Petrus gibt es heute noch anderthalb Pfarrstellen für drei Bezirke, und alle Beteiligten sind froh, dass Kirchenkreis und Landeskirche die Neubesetzung von Basterts Stelle „in vollem Umfang“ freigegeben haben.
Bei allen Umstrukturierungen durften aber auch die Inhalte nicht verloren gehen. „Unsere drei Kindergärten mit 250 Kindern in der Petrusgemeinde habe ich immer als Schwerpunkt angesehen, und dass das Projekt einer Kinder-Kathedrale in der Christuskirche verwirklicht werden konnte, finde ich großartig“, so Bastert. Es macht ihn auch dankbar, dass die Petrus-Gemeinde in der Lutherkirche derzeit zum vierten Mal ein „Kirchenasyl“ gewährt; diesmal für eine syrische Familie. Auch die Ökumene lag ihm immer am Herzen. „Wir müssen als Kirchen gemeinsam in der Öffentlichkeit präsent sein, wie zum Beispiel beim Friedensgebet samstags vor der Kreuzkirche.“ Oder wie bei der ökumenischen Pilgerradtour 2022, die er mit Laienprediger Rüdiger Buschmann und Pastor Meinolf Mika von der Pfarrei St. Dionysius organisiert hatte.

In seiner Gemeindearbeit und darüber hinaus war Horst Bastert das diakonische Handeln eine Herzensangelegenheit. So ist er seit mittlerweile 30 Jahren Aufsichtsratsvorsitzender – vorher Kuratoriums- bzw. Verwaltungsratsvorsitzender – des Evangelischen Kinderheims. Außerdem unterstützt er die Arbeit des Zeppelinzentrums als Vorsitzender des Fördervereins Maloche e.V. Bei alledem galt für Bastert immer das Kreuz, das stellvertretende Leiden Jesu Christi in Solidarität mit allen, die in und an dieser Welt leiden, als Mittelpunkt des christlichen Glaubens. Und das besondere Kreuz des Herner Künstlers Heinrich Brockmeyer in der Dreifaltigkeitskirche hat er stets als große Herausforderung angesehen und sich in seinen Predigten oft daran abgearbeitet. „Schon als junger Pfarrer habe ich bei Gastpredigten gedacht: In dieser Kirche mit dem ungewöhnlichen Kreuz und der seltenen Zeltdachform wäre ich gerne Pfarrer“, sagte er.
Horst Bastert versteht das Pfarramt auch heute noch als einen Beruf, in dem Privates und Dienstliches kaum voneinander getrennt werden können. „Genau wie mein Vater und meine Großväter habe ich mein Leben immer in und mit der Gemeinde gelebt.“ Das sei aber ohne seine Ehefrau Birgit und seine Familie nicht möglich gewesen – „ganz klar: Ohne sie hätte ich das nicht geschafft.“
Über das Ende seiner Dienstzeit sagt Horst-Hermann Bastert ohne Wenn und Aber: „Ich muss jetzt aufhören – als Vorsichtsmaßnahme, auch aus gesundheitlichen Gründen.“ Die Familie habe jetzt Vorrang – seine Frau, sein Sohn, seine Schwiegertochter und vor allem seine beiden Enkelkinder (2 und 4 Jahre alt). Von seinen Pflichten als Gemeindepfarrer wird Horst Bastert zwar entbunden, „aber ich darf ja weiterhin taufen, trauen, beerdigen oder Gottesdienste leiten, und das mache ich auch, wenn ich gebeten werde. Ich sag‘s mal so: Die Pflichten fallen alle weg – aber Verkündigung und Seelsorge bleiben.“ GM/ AR