Herne. Auf einer bewegenden Feier 78 Jahre nach der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz haben heute, am 27. Januar, im Kulturzentrum und anschließend vor dem Shoah-Mahnmal auf dem Willi-Pohlmann-Platz zahlreiche Hernerinnen und Herner der Opfer der Shoah in Herne und Europa gedacht. „Wir erinnern uns, damit das Rad der Geschichte sich nicht rückwärts dreht“, betonte Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda. „Denn die Schuld von einst erfordert unsere Verantwortung für morgen“, sagte er.
Besonders dankte Dudda den Schülerinnen und Schülern aus dem Otto-Hahn-Gymnasium, die in einem Geschichtsprojekt die Biographien der jüdischen Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 1936/1937 an der jüdischen Schule in Herne nachverfolgt hatten. Die Neuntklässler nannten die Namen und zeigten die Gesichter der Kinder, die von den Nationalsozialisten entwürdigt, verfolgt oder getötet wurden. „Sie haben hier gelebt, wo wir leben und meinten wie wir, ihr Leben vor sich zu haben“, sagte eine Schülerin. Überlebt haben den Nazi-Terror allerdings nur wenige, „nicht, weil sie etwas falsch gemacht hätten, sondern einfach nur, weil sie einer bestimmten Reling angehörten.“
Manche hatte der Kindertransport nach England gerettet. Einer von ihnen war Gunther Ruf. Der 93-Jährige ist der Einzige, der heute noch – in den USA – lebt. Mit ihm konnten die Schülerinnen und Schüler zwei Tage vor der Gedenkveranstaltung in einer Videokonferenz sprechen. „Why me – warum habe ich als einziger überlebt?“ Diese Frage stelle er sich immer wieder, wenn ihm bewusst werde, dass er als einziger aus seiner Familie der nationalsozialistischen Verfolgung entrinnen konnte. Die Schülerinnen und Schüler haben ihm und den Anwesenden versprochen, nie zu vergessen, damit sich so etwas nicht wiederholt.
Im Anschluss versammelten sich alle Teilnehmenden auf dem Willi-Pohlmann-Platz vor dem Shoah-Mahnmal. Vertreter der verschiedenen Religionen – Aaron Noar von der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, Dechant Ludger Plümpe, Superintendentin Claudia Reifenberger und Tuncay Nazik von der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen – sprachen Gebete, bevor die Veranstaltung mit einer Schweigeminute endete. AR