Biblische Geschichten zum Anfassen

HERNE – Seit 2016 befindet sich der Kindergarten „Löwenherz“ der Petrus-Kirchengemeinde Herne im umgebauten Gemeindehaus an der Wiescherstraße – nur durch eine Tür von der angrenzenden Christuskirche getrennt. „Diese räumliche Nähe wollten wir nutzen“, sagt Pfarrer Jens-Christian Nehme. Als Kindergartenleiterin Katharina Schönweitz ihre Abschlussarbeit einer religionspädagogischen Langzeitfortbildung präsentierte – auf einem Tablett hatte sie die Passion Jesu mit Naturmaterialien dargestellt –, war der Startschuss für das Projekt „Kinderkathedrale“ gefallen. Denn in einer Kinderkathedrale werden die biblischen Geschichten themenweise auf mehreren Tabletts aufgebaut – sozusagen zum Anfassen. Die Idee kommt aus Finnland, wo es seit über 20 Jahren Kirchen gibt, die so eingerichtet sind, dass sofort sichtbar ist: Hier sind Kinder willkommen, hier sind sie die Hauptpersonen.

So auch in der Christuskirche. Zweimal im Monat kommen alle Kinder aus der Tagesstätte „Löwenherz“ von der U3-Gruppe bis zu den Vorschulkindern, um einen Gottesdienst für Kirchenmäuse zu feiern. Die Kleinsten nehmen auf niedrigen Bänken Platz, die eigens für sie gebaut wurden. Mittlerweile gibt es auch einen Kinderaltar, einen großen Schöpfungskreis, ein Friedenskreuz und mehrere weitere Tabletts, auf denen Geschichten aus Altem und Neuem Testament dargestellt sind. Pfarrer Jens-Christian Nehme, der die Kinderkathedrale hauptverantwortlich begleitet, hat ebenso gewerkelt wie Katharina Schönweitz‘ Ehemann Torben oder der Großvater eines Erziehers.

„Als Pfarrerin Kerstin Othmer vom Pädagogischen Institut in Villigst vor einem guten Jahr das Projekt im Presbyterium vorgestellt hat, waren alle sofort restlos begeistert“, erzählt Nehme. Im Oktober ging es um Erntedank. Mit Geschichten und viel Musik haben die Kinder gefeiert – und erfahren, wie dankbar wir sein dürfen, dass wir satt werden. Aktiv beteiligt waren sie auch, trugen Gebetsbitten, die sie im Kindergarten vorbereitet hatten, selbst vor.

Mit dabei waren dieses Mal auch die Kinder aus dem Lutherkindergarten, die erleben durften, dass Kinderkirche richtig viel Spaß macht. „Diese Möglichkeit sollen alle Kindergartenkinder im Kirchenkreis zumindest einmal pro Monat bekommen“, so Nehme. „Gäste sind uns herzlich willkommen.“

So wie die ehemalige Presbyterin Margret Trappe-Creß, Presbyterin Astrid Winoto und die ehrenamtliche Gemeindemitarbeiterin Elsbeth Weiß, die sich selbst ein Bild gemacht haben. „Wir sind absolut begeistert“, sagten sie wie aus einem Munde. „Die Kinder sind voll bei der Sache und verhalten sich ruhig“, war nicht nur Astrid Winoto erstaunt. „Und der Gottesdienst ist auch was für Erwachsene“, sagte Trappe-Creß. „Wir gehen bereichert nach Hause.“ AR