Jeden Tag des Lebens feiern

HERNE – Rund 200 Menschen sind am 3. Februar in die Herner Kreuzkirche gekommen, um die Geschichte des kleinen Oskar zu hören, der aufgrund seiner Leukämieerkrankung nur noch kurze Zeit zu leben hat. Peter Kühn, Künstlerischer Leiter der Seminarturnhalle in Stade, las Eric-Emmanuel Schmitts kleinen Roman „Oskar und die Dame in Rosa“, Kreiskantor Wolfgang Flunkert sorgte an der Orgel für die passende musikalische Gestaltung. Organisiert hatte den Abend das Herner Literaturhaus.

Oskar spricht mit „Oma Rosa“, einer pensionierten Krankenhaushelferin, über seine Krankheit. Die rät ihm, ein Gespräch mit Gott zu beginnen. Und so schreibt Oskar jeden Tag einen Brief an Gott, insgesamt zwölf – für jedes erträumte Lebensjahrzehnt einen. Der erste Kuss mit seiner Krankenhausfreundin Peggy Blue kommt ebenso vor wie seine Hochzeit und die Zeit der Rente. Zum Beginn dieses Lebensabschnitts interpretiert Flunkert den Beatles-Song „When I’m 64“. Als Oma Rosa und Oskar Gott in der Kapelle besuchen und vor dem Kruzifix stehen, erklingt der Bach-Choral „O Haupt voll Blut und Wunden“. Mit Hilfe von Oma Rosa versöhnt sich der kleine Oskar schließlich auch mit seinen Eltern, die es kaum schaffen, mit ihrem Sohn über die Krankheit und das Sterben zu sprechen.

Dass jeder Tag im Leben eines Menschen unendlich wertvoll ist – das war die Botschaft von Oskars Geschichte. „Wir vergessen oft, dass das Leben vergänglich ist, verletzlich und zerbrechlich“, sagt Oma Rosa zu Oskar. Deshalb gehe es darum, jeden Tag das Leben zu feiern. Am Ende von Oskars Lebensreise ist es still in der Kreuzkirche – der beeindruckende Vortrag von Peter Kühn und Wolfgang Flunkert hat viele Besucherinnen und Besucher zu Tränen gerührt. AR