Nachhaltige Projekte ins Leben gerufen

GEMEINDE In der Kirchengemeinde Röhlinghausen wirkt mit Dr. Zuzanna Hanussek eine neue Pfarrerin

WANNE-EICKEL – Seit dem 1. November wirkt in der Kirchengemeinde Röhlinghausen mit Dr. Zuzanna Hanussek eine neue Pfarrerin. Die gebürtige Polin (*11.3.1962 in Zabrze) folgt auf Ekkehard Kosslers, der im September in den Ruhestand verabschiedet worden ist. Hanussek hat eine bewegte berufliche Vita: Nach Theologiestudium, Vikariat in der Kirchengemeinde Bochum Hofstede-Riemke und zusätzlich in der Justizvollzugsanstalt Dortmund/ Hagen entsandte sie die Landeskirche zunächst in die Justizvollzugsanstalt Herford, wo sie im Jugendstrafvollzug als Seelsorgerin arbeitete. Es folgten weitere seelsorgliche Tätigkeiten in verschiedenen Einrichtungen in Herford in den Bereichen Suchtkrankenhilfe und Wohnungslosenhilfe, anschließend eine Vakanzvertretung in einer Paderborner Gemeinde.

Während dieser Zeit studierte Hanussek berufsbegleitend Gerontologie, machte hier ein Diplom und promovierte zum Thema „Zukunft der Altenhilfe in der Bundesrepublik Deutschland“. Im Anschluss daran wirkte die Seelsorgerin im Kirchenkreis Paderborn in den Bereichen Altenhilfe und in der Psychiatrie in Bad Drieburg – bis sie 2007 im Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid den Auftrag bekam, hier für die Zukunft der Kirche angesichts des demographischen Wandels Konzepte zu entwickeln.

So hat Hanussek in den letzten zehn Jahren einige nachhaltige Projekte auf den Weg gebracht: Eines ist beispielsweise entstanden aus ihrer Beschäftigung mit den ordnungsamtlichen Bestattungen. „Wie mit Menschen, die aus dem Sozialgefüge gefallen waren, umgegangen wurde, empfand ich als würdelos“, sagt die 56-Jährige. Die Liegezeit der Verstorbenen habe bis zu acht Monate gedauert. Nach langen Verhandlungen mit dem Ordnungsamt gibt es in Gelsenkirchen nun zweimal pro Monat eine zentrale Bestattungsfeier, dazu dreimal im Jahr einen Gedenkgottesdienst für die „Unbedachten“. Darüber hinaus war Hanussek beteiligt an der Gründung des Vereins „Ruhesteine“, der dafür sorgt, dass auch diese Menschen einen Grabstein bekommen. „So gehen ihre Namen nicht einfach verloren.“

Weitere Projekte, die sie initiiert hat, heißen „Musik am Bett“ (In drei Seniorenheimen werden Bettlägerige und von Demenz betroffene Menschen von Musikern besucht und mit Livemusik beschenkt), „Nachbarn helfen Nachbarn“ in Bulmke-Hüllen und das „Rotthauser Wohnzimmer“ (es geht um organisierte Hilfssysteme für Senioren; hier war die „Glücksspirale“ Kooperationspartner).

Hanussek hätte diese Projekte in Gelsenkirchen gerne weiter betreut, die Landeskirche hat sie aber zur Versorgung pfarramtlicher Aufgaben in die Kirchengemeinde Röhlinghausen entsandt, wo sie nun Pfarrerin Saskia Karpenstein unterstützt und sich zurzeit einlebt und einarbeitet. „Es ist eine sehr aufgeschlossene Gemeinde, ich wurde von meiner Kollegin und den Menschen hier sehr herzlich aufgenommen“, sagt die neue Pfarrerin. „Das tröstet mich über den Verlust meiner vorherigen Tätigkeit hinweg.“ In Röhlinghausen ist Hanussek wie ihre Kollegin für Verkündigung und Seelsorge zuständig – mit dem einen Schwerpunkt, dass sie sich besonders der Gemeindeglieder im DRK-Altenheim annimmt.

Dr. Zuzanna Hanussek ist verheiratet mit dem Bochumer Theologieprofessor Dr. Volkhard Krech. Das Ehepaar lebt zusammen ihren mit drei Katzen in Gelsenkirchen. Als ihre Hobbys nennt die Pfarrerin die Gartenarbeit, Reisen (am liebsten nach Asien) und das Erlernen von Türkisch und Arabisch. Nebenbei erforscht sie das Leben der ersten Alzheimer-Patientin Auguste Deter, deren Leben sie rekonstruiert, „um ihr eine Persönlichkeit zu geben“. Außerdem beschäftigt sie sich mit der Verfolgung und Ermordung der Roma in der NS-Zeit und den aktuellen Folgen. AR