Seelsorge von Anfang an als Schwerpunkt

Herne. Am 12. Juli vollendet Pfarrerin Carmen Theisen ihr 60. Lebensjahr, zwei Wochen später geht sie – aufgrund einer chronischen Erkrankung vorzeitig – in Pension. In den letzten gut 20 Jahren hat Theisen in der Evangelischen Beratungsstelle an der Schaeferstraße in Herne gearbeitet und hier (Ehe-)Paare oder Schwangere in schwierigen oder sich herausfordernd verändernden Lebenssituationen begleitet. „Seelsorge hat mich schon im Theologiestudium beschäftigt, und während meines Vikariats in Wattenscheid hat mich der direkte Kontakt mit Gemeindegliedern immer besonders fasziniert“, sagt Theisen. „Das ist meine Art der Verkündigung – Menschen in ihrem Leben schnell und nachhaltig neue Lebensperspektiven zu eröffnen.“ 

„Im Ruhestand freue ich mich darauf, dass wir uns demnächst sehr viel spontaner mit Freunden treffen können oder einfach mal so Zeit fürs Salsa-Tanzen, Radfahren und Reisen haben; und natürlich freue ich mich auch darauf, weiter Menschen in meiner Praxis zu begleiten und das nach meinem eigenen Zeitplan zu tun,“ so Theisen. „Aber ich werde auch meine Kolleginnen und Kollegen in der Beratungsstelle vermissen; deshalb gehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“

Vor 30 Jahren hat sie die praktische Ausbildung mit einem halbjährigen Sondervikariat im Bochumer Augusta-Krankenhaus abgeschlossen. Konsequenterweise startete sie in ihren Pfarrdienst in der Kinderklinik in Gelsenkirchen-Buer, wo sie vor allem viele Gespräche mit Eltern geführt hat. „Wenn Kinder mit psychosomatischen Erkrankungen in die Klinik kommen, leidet oft die ganze Familie mit“, so Theisen. „Dann ist ein Einstieg über die Eltern oft besonders hilfreich und für alle entlastend.“ Um sich hier weitergehend zu qualifizieren, hat sie am Evangelischen Zentralinstitut für Familienberatung (Berlin) eine Ausbildung zur Ehe- und Lebensberaterin gemacht. Dazu gehörte ein zweieinhalbjähriges Praktikum in der Ehe- und Lebensberatungsstelle im Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid. Im Anschluss ihrer Tätigkeit in der Kinderklinik hat Carmen Theisen die Leitung der Beratungsstelle für Ehe-, Partnerschaft und Familienfragen in Gronau übernommen. „Hier lag der Fokus leider mehr in den Leitungsaufgaben als in der fachlichen Beratungsarbeit, für die ich mich am meisten interessierte“, so die Theologin. Als sie dann 2003 nach Herne kam, freute sie sich sehr, sich wieder der eigentlichen Beratungstätigkeit widmen zu können. Bis 2018 hat sie hier in Vollzeit Menschen mit persönlichen Problemen, Beziehungsproblemen, in Trauer, Trennungsphasen oder in Krisen rund um Schwangerschaft und Geburt beraten und sich mit einer Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie ein zweites Standbein geschaffen. Nach Reduktion ihres Stundenkontingents in der Beratungsstelle hat sie in Dorsten, wo sie mit ihrem Mann lebt, eine eigene Praxis aufgebaut. AR

 

Pfarrerin Carmen Theisen. FOTO: ARND RÖBBELEN