#Nachgefragt. In loser Reihe fragen wir verschiedene Menschen nach ihrer Meinung zu Corona, den Maßnahmen und den Folgen. Zuletzt hat Elisabeth Weyen Stellung genommen. Elisabeth Weyen ist Geschäftsführerin der Kindergartengemeinschaft des Kirchenkreises Herne. Wir wollten von ihr wissen, wie sich die Corona-Krise auf Kindergartenkinder und ihre Familien auswirkt.
Unsere Kirche: Frau Weyen, wie haben Sie die drei Monate mit den vielfachen Beschränkungen erlebt – persönlich und in der Arbeit für die Kindertageseinrichtungen?
Weyen: Für mich persönlich waren die Beschränkungen in den Kontakten, vor allem mit meinen Kindern und dem Enkelkind, am schwierigsten auszuhalten.
In der Arbeit mit den Kindertageseinrichtungen war es der sehr eingeschränkte Kontakt mit den Leitungen und Mitarbeitenden, der gefehlt hat. Besonders weil sich dort der Druck in den Familien, mangels Kinderbetreuung so belastend ausgewirkt hat. Die Eltern mussten ein Arbeits-und Familienleben gestalten, ohne die Betreuung in der KiTa zu haben und hatten auch familienintern keine alternative Betreuungsmöglichkeit. Der Druck der Arbeitgeber auf viele Eltern, endlich wieder arbeiten zu kommen, war enorm. Es waren viele Gespräche nötig, um Eltern zu beruhigen und nach Lösungen zu suchen.
UK: Am 8. Juni sind weitere Lockerungen in Kraft getreten – in Kindertageseinrichtungen wurden die Betreuungszeiten ausgeweitet. Was hat sich genau geändert?
Weyen: Es dürfen jetzt wieder alle Kinder in die KiTa kommen. Leider jedoch nicht mit der von den Familien benötigten Betreuungszeiten, sondern mit zehn Stunden pro Woche weniger. Das führt zu großen Problemen.
Außerdem müssen strenge Hygienemaßnahmen eingehalten werden, so dass die Unbeschwertheit und die Bewegungsfreiheit der Kinder sehr stark eingeschränkt sind und so gar nicht unseren Qualitätsvorstellungen entsprechen. Die Belastung des Teams, die die eingeschränkte Öffnung mit sich bringt, ist enorm.
UK: Was sollte – nach Ihren Erfahrungen in Ihrem Arbeitsbereich – die Gesellschaft aus der Corona-Krise lernen? Gibt es aus Ihrer Sicht etwas, das sich nachhaltig ändern muss – im Verhalten jedes Einzelnen aber auch gesellschaftlich?
Weyen: Mir ist aufgefallen, dass es vielen Menschen schwer fällt, Einschränkungen zu akzeptieren und zu organisieren. Wenn sie eingeschränkt werden und sich dadurch Schwierigkeiten ergeben, erwarten sie, dass Andere die Verantwortung dafür übernehmen und ihre Probleme gelöst werden. Sich damit zu arrangieren, dass nicht immer alles rund läuft und jeder auch selber einen Beitrag leisten muss, um ungewöhnlich schwierige Zeiten so gut wie möglich zu gestalten, wäre ein Wunsch an jeden Einzelnen in der Gesellschaft.
Außerdem ist sehr deutlich geworden, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer noch sehr zu Lasten der Frauen geht und sie ihr berufliches Engagement zurückstellen, wenn Betreuung fehlt. Dies muss sich für die Zukunft ändern, um tatsächlich Gleichberechtigung der Geschlechter herzustellen.
UK sagt „Vielen Dank!“