#Nachgefragt. In loser Reihe fragen wir verschiedene Menschen nach ihrer Meinung zu Corona, den Maßnahmen und den Folgen. Zuletzt hat Friedhelm Libuschewski Stellung genommen. Libuschewski ist Geschäftsführer der Evangelischen Jugend im Kirchenkreis Herne. Wir wollten von ihm wissen, wie sich die Corona-Krise auf das Leben von jungen Menschen auswirkt.
Unsere Kirche: Herr Libuschewski, Sie haben schnell und kreativ auf die Maßnahmen und damit verbundenen Schließungen der Jugendeinrichtungen reagiert und sind mit ihren Angeboten ins World Wide Web umgezogen. „Wir sind nicht weg, wir sind nur woanders…“ lautet das Motto. Wie wurden die Angebote von den Jugendlichen angenommen?
Libuschewski: Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten waren wir überrascht, wie schnell das digitale Angebot von den Kindern und Jugendlichen angenommen wurde. Im „digitalen-juenger-Jugendzentrum“ tummelten sich nachmittags und abends rund 40-60 Jugendliche aus unterschiedlichen Jugendzentren wie dem HOT, dem Lighthouse, Meeting-Point, Café Frosch oder dem CVJM. Schnell hatten wir über 100 angemeldete Besucher*innen, die die Hausaufgabenhilfe in Anspruch nahmen, miteinander spielten, redeten und Musik hörten.
UK: Was hat sich durch die Verlagerung ins Digitale markant verändert? Gibt es etwas, das auch nach Corona unbedingt beibehalten werden sollte?
Libuschewski: Persönliche Beziehungen sind an vielen Stellen verloren gegangen und junge Menschen haben dadurch die Einsamkeit kennen gelernt, ein Stück „zuhause-sein“ und damit Geborgenheit in den Jugendzentren verloren. Es zeigte sich, dass das digitale Miteinander zwar zur Zeit des Lockdowns ein guter Ersatz war, die persönliche Begegnung, das Gespräch face-to-face, das vertrauensvolle Gegenüber aber nicht ersetzten konnte.
Nach der „Öffnung der Jugendzentren“ ab Ende Mai haben wir das Digitale nicht auf null gefahren und werden es in kleiner Form beibehalten, weil es innovative Arbeit und ein Stück Netzwerkarbeit unter den evangelischen Jugendzentren war, und wir darüber auch für die Jugendlichen erreichbar bleiben, die gerade nicht ins Jugendzentrum kommen können.
UK: Was sollte die Gesellschaft aus der Corona-Krise lernen? Gibt es aus Ihrer Sicht etwas, das sich nachhaltig ändern muss – im Verhalten jedes Einzelnen aber auch gesellschaftlich?
Libuschewski: Persönliche Beziehungen, Familie und Freundschaften sollten mehr gepflegt werden, da diese auch durch schwierige Zeiten tragen. Meines Erachtens müssen wir auch lernen, mehr Rücksicht auf die schwachen Glieder unserer Gesellschaft zu nehmen, eigene Wünsche und Bedürfnisse auch mal zurückzustellen und gegebenenfalls auch einmal zu verzichten. Ich meine, wir müssen gerade jetzt darauf achten, die erzielten Erfolge gegen die Pandemie nicht durch Leichtsinn wieder aufs Spiel zu setzen.
UK sagt „Vielen Dank!“