Herne. Am 31. Januar endet der Dienst von Pfarrer Dr. Horst Hoffmann am Herner Mulvany-Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung, wo er in den vergangenen knapp 15 Jahren tätig war. Hoffmann unterrichtete Evangelische Religionslehre, hat das Austauschprogramm nach Prag und Studienfahrten nach York mit begleitet, als Mitglied des „Europateams“ Fahrten nach Straßburg oder Brüssel mit organisiert und war lange Vorsitzender des Lehrerrates. „Ich habe mich voll und ganz auf das Arbeitsfeld Schule eingelassen“, so Hoffmann. „Ich kam als Pfarrer ‚von außen‘ in dieses System, wollte mich aber vollständig integrieren.“
Schwerpunkt seiner Arbeit war der Religionsunterricht, in dem es ihm aber um mehr ging als die Vermittlung von Glaubensinhalten. „Meine Schülerinnen Dialogfähigkeit und Interreligiöse Toleranz zu lehren, habe ich als eine große Verpflichtung empfunden“, so Hoffmann. „Schließlich ist Schule die letzte Instanz, die hier noch Impulse geben kann.“
Aber Pfarrer Hoffmann war nicht nur Lehrer, sondern auch Seelsorger – für seine Kolleginnen und Kollegen ebenso wie für die Schülerinnen und Schüler. „Alle wussten, dass ich ansprechbar bin, und manche haben sich mit persönlichen Fragen an mich gewandt“, so der 64-jährige Theologe. Besonders gefragt war er beispielsweise, als eine Klasse begleitet werden musste, aus der eine Mitschülerin gestorben oder als mit Marcel H. ein Schüler des Kollegs zum Mörder geworden war. „Natürlich stand die Frage im Raum, ob wir alle nicht genau genug hingeschaut haben.“
Horst Hoffmann (*1.4.1959) ist in Recklinghausen-Hochlarmark als Kind eines Bergarbeiterfamilie aufgewachsen. Das Leben in der Arbeiterfamilie hat ihn nachhaltig geprägt. „Als Theologe hat mich die Soziale Frage nie losgelassen“, sagte er. Schon in seinem Gemeindedienst in Witten nahe der Henrichshütte war er mit der Hälfte seines Dienstes als Industrie- und Sozialpfarrer tätig. Hoffmann hatte durchgehend Kontakt zu Gewerkschaften, Betriebsräten und Betriebsleitung. Hier sah er sich als Anwalt seiner Gemeindeglieder, die in einer großen Zahl als Stahlarbeiter beschäftigt waren.
Den Abschluss seines Vikariats (der praktischen Ausbildung zum Pastor) nach einer Zeit als wissenschaftlicher Assistent an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal absolvierte er Mitte der 80er Jahre in der Horsthauser Zionskirchengemeinde bei Pfarrer Jochen König. Hier machte er auch erste Erfahrungen im Schuldienst an der ehemaligen Hauptschule Jürgens Hof. Im Anschluss an seine Ausbildung übernahm Hoffmann eine Pfarrstelle in Witten-Heven, bevor er im Amt für Mission, Ökumene und Weltverantwortung in Dortmund an dem Projekt „Dekade zur Überwindung von Gewalt“ mitarbeitete und eine Fachzeitschrift redaktionell leitete.
Einen ersten Kontakt nach Herne hatte Horst Hoffmann bereits während seines Studiums, als er bei Pfarrer Walter Tschirch in der Kirchengemeinde Holsterhausen ein Gemeindepraktikum absolvierte. Hier findet nun auch der Entpflichtungsgottesdienst in der Stephanuskirche an der Ludwig-Steil-Straße 26 statt – und zwar am Samstag, 3. Februar, um 16 Uhr. Superintendentin Claudia Reifenberger wird ihn hier von seinem aktiven Dienst entpflichten; Kolleginnen und Kollegen aus dem Mulvany-Berufskolleg werden sich an der Gestaltung des Gottesdienstes beteiligen.
Dr. Horst Hoffmann ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder, zwei Schwiegerkinder und drei Enkelkinder. In seinem Ruhestand freut er sich auf mehr Zeit für die Familie oder Sport. „Ich möchte aber auch noch weiter gerne Gottesdienstvertretungen übernehmen oder mich als Urlaubsseelsorger engagieren“, so der Pfarrer. „Außerdem werde ich weiter theologisch arbeiten und Kolumnen in der Westfalenpost schreiben.“ AR