Herne. Pfarrerin Katharina Henke, seit 1990 Seelsorgerin im Evangelischen Krankenhaus Herne, geht Ende dieses Monats in den Ruhestand. Der Gottesdienst zu ihrer Verabschiedung findet am Mittwoch, 31. Januar, um 14 Uhr in der Kapelle des im Erdgeschoss des Hauses an der Wiescherstraße in Herne statt. Die Entpflichtung aus ihrem Dienst übernimmt Superintendentin Claudia Reifenberger.
Katharina Henke (*15. Juli 1959) ist über die Musik zur Theologie gekommen. In der Jugendkantorei der Marienkirche in ihrer Heimatstadt Minden haben die Texte der Oratorien ihr Interesse geweckt. „Die Worte des Glaubens haben mich berührt“, sagt sie im Rückblick. Studiert hat sie in Münster, Basel und Wuppertal. Bereits parallel zu ihrem Studium hat sie eine Klinische Seelsorge-Ausbildung angefangen. „Die Fragen, wie Menschen werden, was sie sind, und wie sie ihr Leben bewältigen, hat mich schon immer interessiert“, sagt sie.
Ihr Gemeindevikariat führte Katharina Henke ins Ruhrgebiet nach Bochum-Hordel. Von da aus kam sie nach Herne in die Kreuzkirchengemeinde, wo sie ihren Probedienst im Bezirk von Pfarrer Ulrich Hentzelt absolvierte. „Pfarrer Hentzelt hatte es sich zur Regel gemacht, einmal in der Woche im Evangelischen Krankenhaus Patientenbesuche zu machen, das hat mich interessiert“, so Henke. 1990 hat sie dann hier ihren Dienst als Klinikseelsorgerin aufgenommen. Gestartet ist sie mit einem Pflegepraktikum: „Ich wollte erleben, wie sich diese Arbeit anfühlt.“
Denn Besuche der Patienten und Gespräche mit den Angehörigen waren nur ein Teil ihrer Aufgaben im Evangelischen Krankenhaus. „Es ging mir darum, das ganze ‚System Krankenhaus‘ in den Blick zu nehmen“, sagt Henke. So hat sie ein Ethikkomitee aufgebaut, Fortbildungen mit Ärzten und Ärztinnen im Praktischen Jahr durchgeführt. „Es ging mir darum, dass die Mitarbeitenden im Haus an der Grenze des Lebens sprachfähig sind“, sagt sie. Daneben hat sie zum Thema „Ein Tag für mich“ Ausflüge mit den Klinikmitarbeitenden durchgeführt und einen „lebendigen Adventskalender“. Sie hat dann an jedem Tag in der Adventszeit mit kleinen Geschenken und einer Andacht alle Abteilungen besucht – Stationen, Verwaltung, Apotheke, Krankengymnastik etc.
Letztlich ging es Katharina Henke darum, Mitarbeitende in ihrer Arbeit und Patienten in ihrer Leidenszeit zu stärken. Denn vieles habe sich in den mehr als 30 Jahren ihres Dienstes verändert – medizinischer Fortschritt mit hoher Spezialisierung, kürzere Liegezeiten, mehr Komfort auf den Zimmern und manches mehr, resümiert Katharina Henke. „Die Befürchtungen und Ängste der Patienten sind aber immer gleichgeblieben.“ Besonders belastend sei die Situation für das medizinische Personal ebenso wie für die Patienten die Coronazeit gewesen, als keine Angehörigen ins Haus durften. In dieser Zeit war sie oft sieben Tage pro Woche in den Patientenzimmern.
Aus ihren Erfahrungen im Klinikalltag haben sich für Katharina Henke weitere Arbeitsfelder ergeben. „Sowohl unser Personal als auch die Patienten haben in einer großen Zahl einen Migrationshintergrund, viele von ihnen sind Muslime“, so Henke. „Für sie war es wichtig, dass wir in der Kapelle einen Gebetsraum eingerichtet haben.“ Im Kirchenkreis Herne ist sie seit einigen Jahren Islambeauftragte, zeichnet (mit-)verantwortlich für die Interreligiösen Gespräche in der Herner Volkshochschule. Auch den Gottesdienst für die „Unbedachten“ – für die Menschen, die ohne Trauerfeier durch die Stadt Herne bestattet worden waren – oder eine Trauerfeier für Menschen, die eine Totgeburt zu beklagen haben, hat sie ins Leben gerufen.
Manches davon wird sie auch im Ruhestand weiter beschäftigen, aber ohne Druck. „In meinem Beruf hatte ich oft das Gefühl ‚Eigentlich müsste ich noch…‘ – darauf freue ich mich am meisten, dass dieses Gefühl dann nicht mehr da ist“, sagte Henke. Zumal sie dann mehr Zeit mit Familie – Katharina Henke ist verheiratet mit Wolfgang Henke, dem ehemaligen Gemeindepfarrer der Kreuzkirchengemeinde, und hat zwei erwachsene Söhne – und Freunden verbringen möchte. Radtouren, Lesen und Kultur – Konzertbesuche oder Besuche von Ausstellungen – möchte sie machen. „Langeweile werde ich jedenfalls nicht haben“, sagt sie.
Dass Katharina Henke loslassen kann, liegt nicht zuletzt daran, dass sie mit Pfarrer Ulrich Knudsen einen Nachfolger hat, der ihre Arbeit im Evangelischen Krankenhaus Herne weiterführen wird. Wir werden Pfarrer Knudsen zeitnah vorstellen. AR