Das Klöppeln aufleben lassen

CASTROP-RAUXEL – Häkeln, Stricken, Klöppeln. Normalerweise klickt und klackt es an jedem ersten Samstag im Monat im Wichernhaus am Brückenweg. Dann wird in den kirchlichen Räumen Handarbeit großgeschrieben. Angelika Hoffmann hat die Gruppe vor vier Jahren ins Leben gerufen. Im Mai hätte der Geburtstag gefeiert werden sollen – das musste wegen Corona ausfallen. „Ich habe immer gerne genäht und gestrickt“, erzählt die ehemalige Lehrerin. Während des Studiums entdeckte sie das Stricken als echte Leidenschaft. Als sie Mutter wurde, hat sie ihren Jungs Sachen genäht. „Meine Großmutter war Schneiderin, es muss mir also in den Genen liegen“, schmunzelt sie.

Nach dem Ausscheiden aus dem Schuldienst, sie war zuletzt an der Willy-Brandt-Gesamtschule tätig, fragte sie irgendwann den Pfarrer der Gemeinde, ob man nicht eine Handarbeitsgruppe einrichten könnte. „Ich dachte mir, es wäre doch schön, wenn man zusammensitzt, sich etwas erzählt, sich gegenseitig auch mal hilft, dabei einen Kaffee trinkt und einfach die Zeit genießt.“

So nahm die Gruppe ihre Arbeit auf. Mit zwei Damen im gesetzteren Alter. Inzwischen besteht die Stammgruppe aus etwa zehn Teilnehmerinnen. „Eine davon, sie ist bereits über 80, klöppelt für ihr Leben gerne.“ Häkeln, Stricken: Das sind Handarbeitstechniken, die man als populär bezeichnen darf. Aber Klöppeln? Zwei regelmäßige Besucherinnen der Handarbeitsgruppe haben sich inzwischen in diese sehr klassische Handarbeitskunst einweisen lassen. Sie hat also neue Freundinnen gefunden.

Wer neu zur Gruppe kommt, darf blutiger Anfänger sein. „Es macht nicht nur Spaß, miteinander einem schönen Hobby nachzugehen, es macht doch auch Spaß, etwas Neues zu erlernen.“ Gerne würden die Damen der Gruppe ihr Wissen auch an jüngere Leute weitergeben. Das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen liegt bei etwa 65 Jahren. „Neulich war eine junge Frau, die gebürtig aus dem Iran stammt, das erste Mal bei uns“, erzählt Hoffmann. „Und sie hatte Spaß, denn auch wir haben Spaß; es gibt bei uns keinen Wettbewerb.“ Und auch Herren, egal ob jung oder alt, sind willkommen. „Schließlich leben wir im Jahr 2020 und alte Rollenklischees sollten eigentlich überwunden sein – außerdem muss niemand, der sich erst einmal ausprobieren will, gleich in den nächsten Handarbeitsladen laufen und sich mit Wolle und Nadeln eindecken.“ So wurden der Gruppe Nadeln, Anleitung und nicht zuletzt Wolle geschenkt. Genug, damit ein Anfänger, der gar keine Ahnung hat, ob ihm oder ihr das Handarbeiten überhaupt liegt, sich erst einmal ein bisschen ausprobieren kann. Das nächste Treffen findet, sofern Corona dies zulässt, am Samstag, 4. Juli, um 15 Uhr im Wichernhaus statt. Eine Voranmeldung ist nicht nötig. Chl