Die „grüne Revolution“ in Paris

Herne. Die Fachstelle Eine Welt des Kirchenkreises Herne und die Volkshochschule Herne hatten am 2. Dezember zu einem Multimediavortrag mit dem Titel „Die grüne Revolution in Paris“ eingeladen. Der ausgewiesene Frankreich-Kenner und Paris-Spezialist Ralf Petersen hat in seinem Vortrag viele unbekannte Seiten der französischen Hauptstadt gezeigt.

Paris habe mit 20.360 Einwohnern pro Quadratkilometer eine sehr hohe Bevölkerungsdichte. Zum Vergleich nannte er mit München die am dichtesten besiedelte Großstadt in Deutschland, wo 4861 Einwohnern pro Quadratkilometer leben. Zu den 12 Millionen Einwohnern von Paris gesellen sich noch 32 Millionen Touristen pro Jahr. „Es ist also kein Wunder, dass also ein großer Bedarf nach Freiräumen und grünen Lungen in der Stadt bestehen“, so Petersen.

Ein weiteres Problem sei, dass sich durch die dichte Bebauung die Stadt sehr schnell aufheize. In Zeiten des Klimawandels stelle das eine große Herausforderung dar. „In den 1990er Jahren hat die Stadtverwaltung deshalb ein großes Transformationsprojekt gestartet“, berichtete Petersen. „In der französischen Hauptstadt sieht man in dessen Folge einen bemerkenswerten ökologischen und verkehrspolitischen Wandel.“ Die Abkehr vom Individualverkehr hin zu einer Entwicklung alternativer Transportmöglichkeiten sei dabei nur ein interessanter Aspekt. Genauso wichtig sei die Verbesserung der Lebensbedingungen der Pariser Stadtbevölkerung durch die Schaffung von „lebenswertem“ Freiraum in der Stadt. „So wurden in den letzten Jahren zahlreiche neue Parkanlagen auf ehemaligen Industrie- und Gewerbeflächen angelegt, 2013 wurde der Rückbau der Uferautobahn an der Seine begonnen und die Ufer des Flusses konnten endlich wieder als Freiraum für Erholung und Kultur genutzt werden.“

Waren bis in die 80er Jahre Fahrradfahrer in der Stadt eine große Ausnahme, stehe das Rad heute immer stärker im Mittelpunkt einer umweltfreundlichen Verkehrspolitik. Bis zum Ende des Corona-Lockdowns hat die Stadtverwaltung unter Führung von Bürgermeisterin Anne Hidalgo 52 Kilometer an Pop-up-Radwegen errichtet. Diese sollen bis 2026 allesamt durch Umbaumaßnahmen dauerhaft installiert werden. Auch sonst seien im großen Stil neue Radwege angelegt worden. „Dazu kommt seit 2006 der Ausbau von Straßenbahnlinien, die die Stadt auf eigenen Trassen im Ringverkehr umfahren.“ Im Gegenzug habe man die Flächen für den Autoverkehr reduziert und ein Tempolimit von 30 km/h eingeführt. Zudem gilt seit dem 5. November 2024 eine verkehrsbeschränkte Zone im Stadtzentrum von Paris, in der der Durchgangsverkehr rund um die Uhr verboten ist. Stattdessen biete die Stadt finanzielle Unterstützung für die Anschaffung von Lastenrädern und E-Bikes. Der reich bebilderte Vortrag machte diesen Wandel und seine Folgen sichtbar und machte Lust auf einen Paris-Besuch. MH