Castrop-Rauxel. Ein besseres Geschenk hätte Castrop-Rauxels Bürgermeister Rajko Kravanja der gebürtigen Habinghorsterin Ingrid Kümmel, die seit knapp einem Jahr zu den Gästen der Tagespflege im Wichernhaus gehört, mit Schwarz-Weiß-Postkarten von der historischen Galopprennbahn kaum machen können: Sie boten viel Gesprächsstoff für die Jubilarin und ihren Ehrengast. Denn als Angestellte bei der Stadtverwaltung war Ingrid Kümmel viele Jahre für die Naturhindernisrennbahn zuständig, bevor sie sich als Ehefrau um den Nachwuchs kümmerte. Bei Himbeersahnetorte und Kaffee plauderte die 90-Jährige mit Castrop-Rauxels erstem Bürger über ihr langes Leben in der Europastadt. Als Mitglied im Stenografenverein war sie gut vernetzt und genoss ihr Leben im großen Familien- und Freundeskreis an der Seite des langjährigen Personalamtsleiters Harald Kümmel. Als dieser nach mehr als 60 Jahren Ehe verstarb, verfiel die bis dahin aktive und interessierte Seniorin in tiefe Trauer und verschlief den Tag auf dem Sofa. Das änderte sich erst als ihre Nichte Gabriele Vogelsang-Neuhaus die „Patentante vom alten Schlag“ zunächst für zwei Tage pro Woche in der Tagespflege im Wichernhaus anmeldete, eine ambulante Einrichtung des Diakonischen Werkes. In der Gemeinschaft mit anderen kehrte bei Ingrid Kümmel die Lebensfreude zurück und mit ihr der Spaß am Spielen, Singen, Lesen, Essen oder Spazierengehen, wobei die 90-Jährige bis heute eine beneidenswerte Mobilität an den Tag legt. „Die Tagespflege war unsere Rettung“, sagt Gabriele Vogelsang-Neuhaus, die gemeinsam mit Ehemann, Sohn, Tochter und Schwester dafür sorgt, dass es Ingrid Kümmel gut geht.Wie gut das Versorgungsangebot auch in Notfällen trägt, zeigte sich, als Gabriele Vogelsang-Neuhaus mit einem gebrochenen Bein aus dem Urlaub zurückkehrte. Stefanie Primke, Pflegedienstleiterin im Wichernhaus, bot Ingrid Kümmel an, den Aufenthalt in der Tagespflege von zwei Tagen auf fünf Tage pro Woche auszuweiten. Von Montag bis Freitag lässt sich die Seniorin freudig zum Brückenweg chauffieren, wo sie gemeinsam mit 15 anderen Seniorinnen und Senioren strukturierte, ereignisreiche Tage erlebt. Morgens und abends wird Ingrid Kümmel in ihrer eigenen Wohnung vom ambulanten Pflegeteam der Diakoniestation Castrop-Rauxel versorgt. „Auf diese Weise lebt meine Tante ihr gewohntes Leben so selbstbestimmt weiter wie möglich; ein Umzug ins Pflegeheim konnte vermieden werden“, sagt Gabriele Vogelsang-Neuhaus und spricht allen Angehörigen aus dem Herzen: „Das ist für unsere ganze Familie eine große Erleichterung!“
FOTO: DIAKONISCHES WERK HERNE
Ein Hoch auf die Jubilarin: (von links) Pflegedienstleiterin Stefanie Primke, Gabriele Vogelsang-Neuhaus, Tagespflege-Besucherin Ingrid Kümmel und Bürgermeister Rajko Kravanja feierten mit den anderen Gästen der Tagespflege einen fröhlichen 90. Geburtstag.