Herne. In den letzten drei Wochen vor den Weihnachtsferien hat das Europateam des Mulvany-Berufskollegs auf Initiative von Pfarrer Dr. Horst Hoffmann eine besondere Ausstellung präsentiert. „Du Jude! – Alltäglicher Antisemitismus in Deutschland“ heißt das Projekt der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V., das als Wanderausstellung durch ganz Deutschland geht.
Die Vorbereitungen dazu hatte Horst Hoffmann schon im Frühjahr begonnen; es bestand kein Zusammenhang mit dem aktuellen Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Allerdings kam in einer Abteilung auch der Israel-bezogene Antisemitismus zur Sprache.
Zunächst aber ging es darum, sich Kenntnisse über das Judentum anzueignen. Auf 21 Rollups wurden Grundinformationen über das Judesein vermittelt und die Geschichte des Judentums dargestellt.
Besonders informativ dargeboten wurde auch der Zusammenhang zwischen dem politischen Antisemitismus und dem christlichen Antijudaismus. „Der Antijudaismus in Theologie und Kirche ist die unabweisbare Voraussetzung des politischen Antisemitismus“, so Hoffmann. Die Schuldgeschichte der Kirchen bis ins 20. Jahrhundert hinein wird in der Ausstellung nicht verschwiegen. „Die Shoah mit all ihren Folgen, aber auch der fehlgeleiteten Aufarbeitung führte zu einem sekundären Antisemitismus, der zu einer Schlussstrichmentalität verleitet und eine Täter-Opfer-Umkehrung vornimmt.“
Verbindungen zum Rechtsradikalismus und Verschwörungstheorien gaben den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die aktuelle Relevanz des Themas. Die Ausstellung weckte bei vielen Schülerinnen und Schülern Interesse für das Thema. Sie führte aber auch zu streitigen Diskussionen, gerade angesichts der gegenwärtigen Konfliktlage. Dies war auch nicht anders zu erwarten. „Es bleibt die Hoffnung, auf die Bedeutung historischer Fakten und Kenntnisse hingewiesen und zur eigenständigen Verantwortung motiviert zu haben“, betonte Hoffmann. Die Einladung, sich dem Thema Antisemitismus zu stellen, wurde jedenfalls von zahlreichen Klassen, Kolleginnen und Kollegen angenommen. H. Hoffmann