HERNE – Es ist ökumenische Tradition, dass sich Pfarrerinnen und Pfarrer des Evangelischen Kirchenkreises Herne und die Geistlichen des Katholischen Dekanats Emschertal am Beginn eines Jahres zu besserem Kennenlernen und Gedankenaustausch treffen. Am 29. Januar ging es nach einer Andacht von Superintendent Reiner Rimkus und Pfarrer Ludger Plümpe in der Börniger Emmauskirche im benachbarten Gemeindehaus um die Ausbreitung rechten Gedankenguts in der Mitte der Gesellschaft und um Möglichkeiten, „Stammtisch-Parolen“ und Populismus etwas entgegenzusetzen. Referent war Professor Dr. Klaus-Peter Hufer von der Universität Duisburg-Essen.
Zunächst erläuterte Hufer, wie rechtes Gedankengut gezielt in die Mehrheitsgesellschaft transportiert wird. Ein Mittel seien Publikationen wie „Compact“ oder „Junge Freiheit“ sowie seine Verbreitung in den sozialen Netzwerken, in denen offen gegen Flüchtlinge, Angela Merkels, die angeblich Terroristen in Deutschland willkommen heißt, die „Sytempresse“ oder den Islam Stimmung gemacht werde. Nicht zuletzt durch das Buch „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin mit seiner millionenfachen Auflage würden populistische Äußerungen aber auch in vermeintlich seriösen Zeitungen publiziert. So präsentierte Klaus-Peter Hufer eine Ausgabe der „Bild“, in der unter der Überschrift „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ gängige Parolen wie „Zu viele junge Ausländer sind kriminell“ oder „Ich will mich nicht dafür entschuldigen müssen, ein Deutscher zu sein“ veröffentlicht wurden.
Des Weiteren zeigte er beispielhaft, wie die „neue Rechte“ bestimmte Begriffe umdeutet. So seien sie durchaus für Multikulturalität – nur für jeden in seinem Herkunftsland. Heimat werde verstanden als Herkunftsort und ein Raum, der sich gegen Einwanderer abgrenze.
In der anschließenden Diskussion ging es vor allem um die Frage, wie rechtem Gedankengut, vor allem wenn es moderat vorgetragen wird, zu begegnen sei. Klaus-Peter Hufer warnte davor, sich auf lange Diskussionen einzulassen, wenn man mit populistischen Parolen konfrontiert wird. Es sei oft so viel Emotion im Spiel, dass Argumente nichts ausrichten könnten. „Besser ist es, die Parolen zu hinterfragen“, sagte er. Wer fordert, alle Ausländer abzuschieben, solle sagen, wie und von wem diese Forderung umgesetzt werden soll, ob dazu auch Gewalt angewendet werde soll, ob Gesetze gebrochen werden dürfen, ob alle Ausländer aus allen Ländern gemeint sind und so fort. Am Ende werde oft deutlich, dass Parolen der Realitätsüberprüfung nicht standhalten, meinte Hufer. Auch Ironie könne ein gutes Mittel sein. „Ach, ich wusste gar nicht, dass Du früher einen Dönerstand hattest“ – das könne zum Beispiel eine Erwiderung auf die Behauptung sein, Ausländer nähmen uns die Arbeitsplätze weg. AR