Nicht mehr „Eigentlich müsste ich noch…“

Herne. Am 31. Januar hat Superintendentin Claudia Reifenberger Pfarrerin Katharina Henke nach 34 Jahren als Seelsorgerin im Evangelischen Krankenhaus Herne entpflichtet. Mit den Mitgliedern der Krankenhausgemeinschaft und weiteren Gästen war die Kapelle im Erdgeschoss des Hauses an der Wiescherstraße bis auf den letzten Platz gefüllt. In ihrer Predigt über die Sturmstillung nahm Katharina Henke die Stürme des Lebens, die Jünger und das Ruhekissen im Boot in den Blick. „Stürme in unserem Leben und dass uns das Wasser mitunter bis zum Hals steht, kennen wir alle“, sagte sie. Dann brauche man eine Mannschaft für gegenseitige Unterstützung. Und die Frage der Jünger, warum Jesus schläft, während die Stürme toben, kenne sie aus ihrem Berufsalltag nur allzu gut. „Immer wieder stand die Frage im Raum, wo Gott ist, angesichts von Leid oder Tod.“

Um in solchen Situationen als Seelsorgerin bestehen zu können, habe sie auch ein Kissen gebraucht – für sie ein Symbol für Stille und einen Blick zum Himmel, um in der Situation bei Patienten oder Angehörigen voll da zu sein. Zuletzt wünschte sie allen ein solches Kissen, die Fähigkeit, im Klinikalltag und in allem anderen Stress Stille zu finden. „Ich stelle mir vor, dass neben Jesus für jeden von uns ein solches Kissen liegt“, sagte sie.

Besuche der Patienten und Gespräche mit den Angehörigen waren nur ein Teil von Henkes Aufgaben. „Es ging ihr auch darum, das ‚System Krankenhaus‘ in den Blick zu nehmen“, erinnerte Superintendentin Reifenberger. So habe sie ein Ethikkomitee mit aufgebaut oder Fortbildungen mit Ärzten und Ärztinnen im Praktischen Jahr ermöglicht. „Mitarbeitende sprachfähig zu machen an der Grenze des Lebens, diese Aufgabe hast Du Dir gestellt“, so Reifenberger. Daneben hob die Superintendentin die Begleitung der Ehrenamtlichen hervor oder Aktionen wie den „lebendigen Adventskalender“ – Henkes tägliche Besuche der Abteilungen in der Vorweihnachtszeit.

Der Gottesdienst endete mit Applaus für die frisch gebackene Pensionärin – und auch in einer anschließenden Feierstunde brachten Weggefährten in Grußworten viel Wertschätzung zum Ausdruck. Pfarrer i.R. Walter Tschirch, der ehemalige theologische Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses, brachte sein Freude darüber zum Ausdruck, dass er mit der Einstellung von Katharina Henke die richtige Entscheidung getroffen habe, während sein Nachfologer, Pfarrer Frank Obenlüneschloß, sich an das erste Telefonat erinnerte, das ihm den Weg in die Krankenhausseelsorge im Kirchenkreis Herne geebnet habe.

Zuletzt dankte Katharina Henke für die vielen guten Wünsche und blickte m meisten belastet in ihrer Dienstzeit hatte Henke das Gefühl, nie fertig zu sein, der Satz ‚Eigentlich müsste ich noch…‘ sei oft in ihrem Hinterkopf gewesen. „Darauf freue ich mich am meisten, dass dieses Gefühl dann nicht mehr da ist“, sagte sie. Jetzt möchte sie mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen – Katharina Henke ist verheiratet mit Wolfgang Henke, dem ehemaligen Gemeindepfarrer der Kreuzkirchengemeinde, und hat zwei erwachsene Söhne. Radtouren, Lesen, Gottesdienste, Singen und Konzertbesuche oder Besuche von Ausstellungen – auch dafür wird sie sich mehr Zeit nehmen. AR