Herne. In Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 gab es in Herne eine zentrale Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus. Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda zeigte sich in einer Ansprache im Kulturzentrum erschüttert über rechtsextremes Gedankengut, Antisemitismus und Rassismus. Eindringlich warnte er davor, diese Strömungen zu verharmlosen. „Es ist eine traurige Entwicklung, die auch mir große Sorgen bereitet und keine Ruhe lässt“, sagte er nicht zuletzt mit Blick auf das Geheimtreffen von Rechtsextremen, finanzstarken Unternehmern, AfD-Politikern und Mitgliedern der Werteunion. Dudda benannte seine so beschriebene Entwicklung eine Gefahr für unsere demokratische Gesellschaft. „Unser Blick muss kritisch und wachsam auf die Gegenwart und auf unsere Zukunft gerichtet sein“, sagte Dudda. „Denn nur, wenn wir heute gegen jegliche Form von Hass, Hetze und Gewalt Haltung zeigen, werden wir auch morgen respektvoll und tolerant zusammenleben können.“
Auch Schülerinnen und Schüler der Menschenrechte-Arbeitsgemeinschaft an der Gesamtschule Wanne-Eickel bezogen Stellung gegen die aufgezeigten Zeiterscheinungen. Sie erinnerten eindringlich an die Schicksale jüdischer Menschen in Herne und Deutschland und mahnten, auch heute die rechten Strömungen in der Gesellschaft nicht zu unterschätzen. „Was für uns heute nicht mehr begreifbar ist, war damals Realität“, sagten sie. „Aber auch heute sind Rassismus und generelle Menschenfeindlichkeit greifbar.“ Die Lehrerband der Gesamtschule Wanne-Eickel sorgte für die musikalische Gestaltung und beendete den ersten Veranstaltungsteil mit dem Lied „Sie brauchen keinen Führer von Udo Lindenberg.
Nach den Vorträgen ging es auf dem Vorplatz des Kulturzentrums weiter, wo sich eine Gedenkveranstaltung mit Gedenkminute am Shoah-Mahnmal anschloss. Hier sprachen Aaron Naor von der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, Pfarrer Georg Birwer vom katholischen Dekanat Emschertal, Pfarrer Dominik Kemper aus der Kirchengemeinde Castrop-Rauxel-Nord in Vertretung von Superintendentin Claudia Reifenberger und Tuncay Nazik von der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen Gebete. „Befreie uns aus dem Leichtsinn, der die Vergangenheit nicht bedenkt und damit gleichzeitig ungewollt Zukunft zerstört“, sagte Kemper. SI/AR