CASTROP-RAUXEL – „CVJM – da werden Sie geholfen!“ Unter dieser Überschrift stand die Festpredigt von CVJM-Bundessekretär Holger Noack im Festgottesdienst zum 120-jährigen Jubiläum des CVJM Castrop am 9. September in der Castrop-Rauxeler Lutherkirche. „Dieses Motto passt zu uns“, erklärte der seit 2012 amtierende Erste Vorsitzende Lars Roepke. Es sei das Ziel, jungen Menschen Lebenshilfe zu geben, Ansprechpartner zu sein und – gemäß der Symbolik des CVJM-Dreiecks – den jungen Menschen an Körper, Geist und Seele ertüchtigen. „Unser größter Dienst aber ist, dass wir die Menschen mit dem Wort des lebendigen Gottes in Kontakt bringen.“ Rund 150 Besucher waren in den Festgottesdienst gekommen, den der Posaunenchor unter der Leitung von Bundesposaunenwart Matthias Schnabel musikalisch mitgestaltet hat. Im Anschluss wurde sich im Wichernhaus anhand von Fotos, Urkunden und Zeitungsausschnitten aus längst vergangener Zeit erinnert.
Alles begann am 21.August des Jahres 1898 im Gemeindesaal des Pfarrhauses am Biesenkamp. Pfarrer Ernst Bläsing aus der Kirchengemeinde Castrop gründete mit 21 Konfirmanden und jungen Männern den „Evangelischen Männer und Jünglingsverein Castrop“. Nach der Annahme der Vereinssatzung auf der „1.Generalversammlung“ am 20.11.1898, gehörte der neue Verein zum Westfälischen Jünglingsbund, dem heutigen CVJM-Westbund, mit Sitz in Wuppertal. Arbeitsgrundlage ist die sog. „Pariser Basis“, die seit 1855 (Gründung des Weltbundes in Paris) für alle CVJM Ortsvereine gilt und die christliche Ausrichtung der CVJM-Arbeit festschreibt. Die Aktivitäten in Castrop beschränkten sich am Anfang auf „Bibelbesprechungen“ und Musizieren im Posaunenchor (gegründet 1899).
Schon bald gesellten sich die Sportarbeit, insbesondere die Turnabteilung, und die Laientheatergruppe hinzu. Der Verein entwickelte sich gut und hatte 1929 bereits 60 Mitglieder. Posaunenchor und Turnabteilung nahmen an vielen überregionalen Veranstaltungen teil und machten den Jünglingsverein bekannt.
„Leider zogen am gesellschaftlichen und politischen Himmel dunkle Wolken auf, und machten auch vor unserem Verein nicht halt“, so Roepke. Die Auseinandersetzungen von Anhängern der „Bekennenden Kirche“ und den „Deutschen Christen“ während der Nazi-Diktatur drohten den Verein zu zerreißen. Das NS-Regime verfügte am 19 Dezember 1933 die Zwangseingliederung der unter 18-jährigen in die HJ und verbot den konfessionellen Verbänden jegliche weitere Arbeit mit dieser Altersklasse. Der Jünglingsverein entließ daraufhin alle Jugendlichen aus ihrer Mitgliedschaft, so dass sie nicht zwangseingegliedert werden konnten. Der damalige Vereinsvorsitzende Hermann Merhof positionierte den Verein von Beginn an klar an der Seite der Bekennenden Kirche und stieß damit auf erbitterten Widerstand innerhalb des Vereins. Viele Mitglieder verließen den Verein und es blieben ab 1935 lediglich sieben Mitglieder übrig, die sich mit Pastor Nelle von der Kircengemeinde Castrop im Gemeindehaus auf Schwerin zur Bibelstunde trafen, da das Wichernhaus nicht mehr genutzt werden durfte.
Aus diesen sieben Mitgliedern erwuchs schon bald nach dem Krieg wieder eine blühende Arbeit. Der Verein hieß nun „CVJM Eichenkreuz Castrop“ und erhielt schon 1946 unter der Leitung von Bruno Hansmayer eine Handballabteilung und unter der Leitung von Hellmut Liese und Fred Scharpenberg eine Laienspielschar. Unter dem „Eichenkreuz“ wurde die Sportarbeit im deutschen CVJM zusammengefasst. Ein Höhepunkt dieser Zeit war das große „Eichenkreuz-Kreisturn- und Sportfest“ im September 1949. 400 Sportler kämpften dort um sportliche Meriten und erlebten eine Gemeinschaft, die sie so schnell nicht vergessen sollten. „Noch ein halbes Jahrhundert später konnte ich das funkeln in den Augen gestandener Herren sehen, die sich an dieses Ereignis erinnerten“, sagte Roepke. Hermann Merhof, Rechnungsdirektor bei der Stadt Castrop-Rauxel, hatte 1947 wieder den Vorsitz übernommen und war Garant dafür, dass es nicht nur mit der „Verpackung“ des Vereins stimmte (Spiel, Spaß und Sport), sondern das auch der Inhalt – die Verkündigung des Evangeliums – nicht zu kurz kam. Beim 70-jährigen Vereinsjubiläum 1968, trat er aus Altersgründen zurück und wurde von Friedhelm Pohl abgelöst. Im Jahre 1977 wurde im „Christlichen Verein junger Männer Castrop“ eine vom Dachverband angeregte Satzungsänderung beschlossen und aus Männern wurden nun Menschen. Die Mädchenarbeit war zwar in Castrop schon länger präsent, insbesondere durch die charismatische Arbeit von Gemeindeschwester Mathilde Stumpff, aber durch die Entstehung des „Christlichen Vereins Junger Menschen“ waren die Mädchen jetzt ganz offiziell dabei.
Der CVJM Castrop bietet bis heute ein abwechslungsreiches Vereinsprogramm, das unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten anspricht: Die Sportabteilungen sind aktuell Fußball (sonntags 18-20 Uhr), Tischtennis (montags 20-22 Uhr) und CVJM-Hockey (montags von 18-21 Uhr). Musik wird im Posaunenchor (freitags 19-21 Uhr) gemacht. Geselligkeit kann in der Gruppe „Kreuz As“ beim Kartenspielen erlebt werden. Die Kinder können in die Welt der Jungschar „Rauxeler Ritter“ eintauchen und sich jeden Freitag von 16-19 Uhr erfahren, dass Jesus sie ganz besonders lieb hat. Obwohl in allen Abteilungen Andacht und Gebet zum Ablauf gehören, kann man mittwochs von 20 bis 22 Uhr in der Bibelstunde, ein wenig tiefer in den Glauben eintauchen und im Gespräch mit anderen Christen gestärkt werden oder andere stärken. Außerdem gibt es mehrere Veranstaltungen, die jährlich stattfinden und für die ganze Vereinsfamilie gedacht sind: z.B. der Wandertag, die Radtour, ein „Siedler von Catan“-Turnier, Vorträge, Vereinsmeisterschaften in Bibelquiz, Geographie, Fußball, Tischtennis und natürlich die alljährliche Bläservesper kurz vor Weihnachten. Der CVJM Castrop freut sich immer über neue Teilnehmer. Weltweit ist der CVJM (YMCA) in 119 Ländern tätig und erreicht mit tausenden, meist ehrenamtlichen Mitarbeitern, 58 Millionen Mitglieder. In Deutschland ist der CVJM der größte überkonfessionelle Jugendverband mit 330000 Mitgliedern – organisiert in 2200 Ortsvereinen. NR