WANNE-EICKEL – Nach 31 Jahren als Leiterin der Kindertageseinrichtung „Mobile“ der Kirchengemeinde Wanne-Eickel (Bezirk Wanne) ist Irmtraud Scheffer-Linker Ende April in den Ruhestand gegangen. Eine Abschiedsfeier konnte wegen Corona nicht stattfinden – viele Menschen haben am Fenster des Kindergartens gewunken. Kommissarisch hat Birgit Kerger die Einrichtungsleitung übernommen; sie ist schon lange Jahre als Erzieherin in der Kita tätig.
Der Abschied fiel Irmtraud Scheffer-Linker nicht ganz leicht. „Ich werde mein Team und die Kinder sehr vermissen“, sagte „Frau Scheff“, wie sie in der Einrichtung liebevoll genannt wurde. Umso glücklicher macht sie die Perspektive, demnächst für ein Jahr ihren Sohn und ihre Schwiegertochter zu unterstützen, indem sie die Betreuung ihres Enkelkindes übernimmt, während die beiden arbeiten.
Irmtraud Scheffer-Linker hat an der Evangelischen Fachhochschule Bochum Sozialpädagogik studiert und dann von 1977 bis 1983 in einem sozialen Brennpunkt in Bochum („Zillertal“) in einer Beratungsstelle für arbeitslose Jugendliche und einem Jugendtreffpunkt gearbeitet. Anschließend hat sie in Bochum einen Kindergarten der Arbeiterwohlfahrt geleitet. 1989 übernahm sie die Leitung des Kindergartens der damaligen Kirchengemeinde Wanne-Süd.
Den Namen „Mobile“ bekam die Einrichtung erst später. „Der Name drückt unser Konzept aus, das immer von Bewegung und Veränderung geprägt war.“ Geändert habe sich in den Jahren vor allem das Zutrauen in die Fähigkeiten der Kinder. „Bei unserem halboffenen Konzept mit Stammgruppen und Bildungsgruppen müssen die Kinder zum Teil selbst entscheiden, was sie machen wollen“, sagte Scheffer-Linker. Überhaupt habe sie den Kindergarten in erster Linie als Bildungseinrichtung verstanden, in der es von Sprachförderung über Religionspädagogik, ökologischer und musisch-künstlerischer Erziehung bis zu Sozialerziehung viele Lebensbereiche abgedeckt sind. Dabei seien immer auch die Familien der Kinder im Blick. „Mir lagen immer besonders die sozial schwachen Familien am Herzen“, so Scheffer-Linker, die wenn nötig auch Hausbesuche gemacht und bei Behördengängen begleitet hat.
Besonders wichtig war „Frau Scheff“, dass im Kindergarten vorgelesen wird. Das machen nicht nur die Erzieherinnen, sondern auch Pfarrer Dr. Frank Weyen oder andere Gäste. „Im Laufe der Jahre ist hier in der Einrichtung eine richtige Bibliothek entstanden“, freut sich Scheffer-Linker. Für den Ruhestand möchte die 65-Jährige etwas im sozialen Bereich finden, in dem sie sich engagieren kann. Außerdem freut sie sich, wenn sie wieder mit ihrem Mann verreisen kann – am liebsten mit dem Wohnwagen. AR
Zu ihrem Abschied hat Irmtraud Scheffer-Linker uns fünf persönliche Fragen beantwortet:
UNSERE KIRCHE: Frau Scheffer-Linker, was ist Ihre Lieblingsjahreszeit?
Scheffer-Linker: Der Sommer – ich mag die Wärme und freue mich über die langen, hellen Tage.
UK: Was ist Ihr Lieblingsort?
S-L: Mein Wohnzimmer – hier kann ich in meinen Büchern stöbern, Musik hören oder mich vor dem Fernseher berieseln lassen.
UK: Wohin fahren Sie am liebsten in den Urlaub?
Wir fahren am liebsten mit dem Wohnwagen - früher gerne nach Italien, z.B. an den Gardasee. Zuletzt haben wir Schweden für uns entdeckt. Wichtig ist uns, dass wir vor Ort viel unterwegs sind und entdecken. Wenn mein Mann auch im Ruhestand ist, möchten wir gerne ein paar Wochen mit dem Wohnmobil durch Kalifornien fahren.
UK: Was fasziniert sie besonders an Ihrem Beruf?
S-L: Die Vielfalt, die vielen Menschen – die Kinder mit ihren Familien und mein Team. Wir haben immer an einem Strang gezogen. Fasziniert war ich auch immer vom „Kindermund“ – unbekümmerte und ehrliche, mitunter unfreiwillig lustige Aussagen. Einmal hat ein Kind mein Alter auf 100 Jahre geschätzt (ich war noch keine 40) – das werde ich nie vergessen.
UK: Welches Ereignis hat Sie in der letzten Zeit am meisten bewegt?
S-L: Die Geburt meiner Enkelin Nele-Marie. Ich habe während der Geburt zu Hause mitgefiebert – und die erste Begegnung war einfach wundervoll. Ich freue mich, dass ich meine Schwiegertochter und meinen Sohn jetzt für ein Jahr bei der Betreuung unterstützen darf, damit die beiden arbeiten gehen können.