Herne. Seit bald 40 Jahren berät die Schuldnerberatung im Herner Kreiskirchenamt Menschen, deren Einkommen nicht ausreicht, um ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. An den Start gegangen als eine Abteilung des ehemaligen Sozialpfarramtes, wurde die Einrichtung am 30. November 1999 in eine Vereinsstruktur überführt.
„Damit sollte die Finanzierung auf mehr Säulen verteilt werden“, sagt Andrea Leyk, die seit gut sechs Jahren die Geschäfte des Vereins führt. Dieses Ziel sei aber nicht in gewünschtem Maß erreicht worden. „Aus Mitgliedsbeiträgen sind pro Jahr nur 2500 bis 3000 Euro zusammengekommen“, so Leyk.
Seit dem 1. Januar ist die Schuldnerberatung nun kein e.V. mehr, sondern (wieder) ein Fachbereich des Kirchenkreises Herne. Die Initiative kam von Superintendentin Claudia Reifenberger: „Mit der Eingliederung der Einrichtung in den Kirchenkreis soll deutlicher werden, dass wir mit dieser Arbeit unserem diakonischen Auftrag nachkommen“, sagt sie. Es gehe nicht nur darum, überschuldeten Menschen zu helfen, sondern ihnen auch zu zeigen, dass sie ein Recht auf Unterstützung haben. Bei vielen Betroffenen käme zu ihrer Notlage ein Schamgefühl, sodass sie viel zu lange versuchen, ihre finanzielle Schieflage selbst zu überwinden oder den Kopf in den Sand stecken, bis der Energieversorger den Strom abstellt oder die Wohnungskündigung im Postkasten liegt.
„Der Satz ‚Wer Schulden hat, ist selber schuld‘ begegnet mir leider bis heute immer noch“, sagt Andrea Leyk. „Mit der Eingliederung in den Kirchenkreis erhoffen wir uns nicht zuletzt auch eine ideelle Unterstützung unserer Arbeit.“ In der Schuldnerberatung werden derzeit über 1.000 überschuldete Hernerinnen und Herner beraten. „Das Angebot gilt selbstverständlich allen Menschen in unserer Stadt – unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit oder Konfessionalität“, betont Superintendentin Reifenberger.